[The Stig]

Wie Du schon richtig schreibst, bei anderen Herstellern ist's auch nicht anders.

Ich sehe das Problem weniger bei den Marken, sondern eher in der inzwischen eingesetzten Technik und der Motorenpolitik.

Aufgrund der Abgaswerte und Flottenverbräuche ist das Downsizing groß in Mode.
Letztlich bietet das keinen technischen Mehrwert und senkt die Verbräuche in der Praxis nicht (eher im Gegenteil).
Dennoch verlangen es die (EU?) Richtlinien, dass bestimmte Verbräuche im Schnitt eingehalten werden müssen, da diese ja auch direkt in Relation zum Schadstoffausstoß stehen.

Was passiert also?
Kleine Motoren mit Turbos, da bei den Fahrzeuggewichten Leistung benötigt wird, auf dem Prüfstand aber der Verbrauch unten sein muß.
In dem Moment, wo ich den Turbo oder die Turbos nutze, geht der Verbrauch exponentiell nach oben, genau wie Drehzahlen und Verschleiß.

Unterm Strich braucht der Hobel, wenn man ihn fordert, dann genau so viel wie ein von Leistung und Drehmoment her vergleichbarer Sauger.
Clever, wa?

Im Vergleich zu meinem 4,8 Liter V8 im 750i E65 ist der 3,0 Liter R6 Biturbo im 740i F01 bei forscher Gangart nicht wirklich sparsam. Er braucht dann ca. 1 Liter weniger als der V8.
Bei moderater Gangart (z.B. Autobahn Schweiz, Italien, Österreich) brauchte mein V8 ca. 9,8 Liter, der R6 Biturbo etwa 8,2 Liter.

Auch keine Welten, aber immerhin. Der F01 ist ja auch etwas schwerer und hat noch mehr Technik an Bord.

Von der Leistungsentfaltung her ist der Turbomotor für mich eine Umstellung, der Punch kommt, aber erst mit Gedenksekunde. Kann man vielleicht durch ein Pedalwertmodul verbessern.
Insbesondere beim Anfahren ist das anfangs unangenehm, weil ungewohnt.
Danach muss ich immer sehr aufpassen, dass ich die Geschwindigkeit halte, weil der Druck der Turbos nicht synchron mit der Gaspedalstellung ist - sprich der Wagen wird bei konstanter Pedalstellung schneller, auch dann noch, wenn man beim Sauger längst die entsprechende Geschwindigkeit erreicht hat, und diese dann gleich bleibt.
Ich bin daher noch nie so oft mit Tempomat gefahren und auch überaus dankbar für das HUD, welches mir zum Glück auffällig zeigt, wie schnell ich gerade bin.

Ansonsten stehen die 326 PS des 740i F01 den 367 PS im 750i E65 gar nicht mal in so viel nach, wie man vermuten könnte - es ist immer genug Leistung da. Nicht ganz so souverän und aus dem Keller wie im V8, aber immerhin sind die abgeregelten 257 km/h gefühlt nicht später erreicht.

Wo aber ganz sicher ein Unterschied liegt, ist in der Haltbarkeit der Komponenten. Damit wird quer durch die Bank der Hersteller das "gewohnte" Leistungsverhalten bei kleineren Motoren für den Verbraucher am Ende möglicherweise teuer erkauft.
Turbos sind irgendwann mal platt und müssen getauscht werden, der Motor muss insgesamt besser behandelt werden als ein Sauger (kaltfahren, penibler warmfahren etc.).
Und er dreht höher, was wiederum einen exponentiell höheren Verschleiß bedeutet.

Ich denke, dass in ein paar Jahren diese Technik auch (durch den Einsatz besserer und modernerer Materialien) haltbar wird. Im Moment sehe ich das nur begrenzt - BMW tut sich mit den Turbos im V8 und im 750d doch noch recht schwer.
Der R6 ist ein absoluter Großserienmotor, vom 1er bis im 7er durch die Bank vertreten - da ist die Hoffnung auf ein "besser ausgereift sein" sicher durchaus begründet.

Mein KM-Stand ist aktuell irgendwas um die 105.000 KM, seit den 25.000 KM, wo ich den Wagen habe läuft er absolut fehlerfrei. Sowohl vom Motor und Getriebe her, als auch von der Elektronik her (VFL, Bj. 11/2010).

Genau so wie vorher mein E65 im Großen und Ganzen.
Wie das in 80.000 KM aussieht - ich bin gespannt.

Aktuell kann ich den F01 bis auf ein paar kleine Schwächen, die zumindest für mich verzeihlich sind, durchaus empfehlen.
Dennoch denke ich, dass man eben was gutes beim BMW Händler finden sollte (oder aus nachweislicher Liebhaberhand), damit der Spaß auch finanziell im Rahmen bleibt - Gerade wenn die Geldreserven nicht im Kopfkissen eingenäht sind.

Reicht es nicht für einen wirklich guten F01, dann würde ich in jedem Falle dazu raten, keinen zu kaufen und sich mal bei kleineren Modellen umzusehen, alternativ vielleicht nach einem guten E65 der letzten Baujahre zu schauen.

Auch da gibt's interessante Fahrzeuge, die viel Spaß bereiten können.