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Alt 08.02.2009, 13:35   #139
GraueEminenz
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Fahrzeug: E38-740iA (03.98) - seit 10/2007 Prins VSI (LPG): vorher ICOM JTG
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Hallo zusammen,

ein paar Gedanken zum Thema (Motor-)Öl:

1) Öldruckleuchte
Schaut Euch an, wo der Druckschalter sitzt!
Das ist meistens am Ölfiltergehäuse, nicht hinter der letzten Schmierstelle an der Nockenwelle!
Je dicker das Öl, desto schwerer geht es durch Filter und Leitungen, desto schneller baut sich hoher Druck auf - und die Lampe geht aus (oder der Öldruckmesser zeigt hohen Druck).
Dann ist aber noch nix an den (belasteten) Schmierstellen!
Bei "dickem" Öl kann das sogar Minuten dauern, bis da was ankommt (besonders dann, wenn der Motor bei niedrigen Temperaturen heiß abgestellt wurde - und dann stundenlang "abtropfen" konnte).
Nach ein paar Minuten können da die Leitungen leerlaufen! Und diese "Luft" muß dann erstmal durch Öl ersetzt werden.

Eigentlich sollte die Warnlampe da noch brennen...


2) Viskositätsbereich
Der V. wird in der Regel bei neuen Ölen gemessen und angegeben.
Aber - es gibt unterschiedliche Viskositäts"verbesserer". Die gehen früher oder später alle kaputt. Nur - manche früher, andere später.

Die, die später kaputtgehen sind meist etwas teurer...


3) Schmierung in Gleitlagern (Kurbelwelle, Nockenwelle, Pleuellager)
In Gleitlagern "schwimmt" die Welle auf dem Öl, das durch die Rotation der Welle in den Lagerspalt gezogen wird. Dazu muß das Öl eine ausreichende Haftung zu dem Material der Welle (und möglichst ein bisschen weniger zur Lagerschale) haben. Außerdem - das Öl muß da sein, in ausreichendser Menge. Wenn es zu "dick" ist, dann kommt nicht genug nach, der Schmierfilm reißt, Welle und Lagerschale kommen in Kontakt - und der Lagerspalt wird mal wieder ein bisschen größer, es braucht dann mehr Öl, der Öldruck wird geringer und baut sich auch langsamer auf. Also - man nimmt "dickeres" Öl ((Fast) beliebig fortzusetzen).

"Dünnes" Öl kommt schneller zu den Lagern. Und im Leerlauf erstmal eine Minute den Motor drehen lassen - Hand auf's Herz: Wer macht das?
(Um nicht falsch verstanden zu werden: Das ist kein verbotenes "Warmlaufenlassen", sondern nichts anderes als technisch erforderliche "Herstellung der Betriebsbereitschaft". Bei druckluftgebremsten Lkw wird ja auch nicht mit leeren Druckbehältern losgefahren - warum soll man sich den Motor ruinieren?)

Wer den Motor gemütlich warmfährt und dann erst Leistung fordert, liegt richtig.


4) Gasbetrieb (LPG)
Egal, ob Verdampfer oder Flüssigeinspritzung: Wenn das Gemisch stimmt, dann wird es dem Motor dadurch nicht heißer werden - als z.B. auf Benzin im Gespannbetrieb den Aichelberg rauf mit Vollgas.
Und eben dafür sind Kühlsysteme, Schmierung etc. ausgelegt.
Vollgasfest nennt man sowas.
Wie viel km am Stück fahrt Ihr denn mal Volllast? 10? Bei der Last schluckt der E38 4,4 Liter V8 schlappe 120 Liter pro Stunde! (Tankinhalt ist bekannt...)
Wenn man dann mal die Norm nimmt, wie die Motorleistung für "Fahrzeugleistung" üblicherweise gemessen wird stellt man fest, daß da ca. 10 Minuten Vollast ausgehalten werden müssen. Sind ca. 20 Liter Super, etwa 200 kWh Energie.

Das bisschen Verdampfungskühlung bei Flüssigeinspritzung oder im Benzinbetrieb: Die paar kW Verdampfungswärme, bezogen auf ca. 300 kW (bei 90 Liter/Stunde Benzinverbrauch; mein Grauer kann sogar mehr als das, nur der BC zeigt das nimmer an!), die in den Kühler oder in gleicher Menge in den Auspoff gehen (und, mit Glück 210 kW ins Getriebe...) - vergeßt es!
Da wird ein Paraffin verdampft, kein Wasser. Schaut Euch doch einfach mal die entsprechenden Verdampfungswärmen an.

Wenn der Motor auf Gas heißer wird - dann stimmt das Gemisch nicht.
Oder Ihr braucht einen neuen Thermostat.
Wenn ein Gastanker nicht 20% - 25% (in Litern) mehr LPG durch die Düsen schickt, als bei identischer! Fahrweise auf Benzin, dann läuft die Kiste zu mager. Das kann an der Lambda-Sonde liegen oder an sonstwas.
Auch LPG kann nicht "zaubern" - die Energie muß wo herkommen, und LPG hat zwar bezogen auf Masse einen höheren Brennwert, dafür nur eine Dichte von ca. 0,51 kg/Liter, bezogen auf Super bei ca. 0,76 kg/Liter. Da bleiben dann die oben genannten Prozente Mehrverbrauch in Litern.

Aktuell wird der Mehrverbrauch LPG gegenüber Super aber geringer. Ins Benzin wird immer mehr Biosprit zugemischt die letzten Jahre. Alkohol enthält bereits Sauerstoff, ist also schon teilweise oxidiert (man könnte sagen: Schon ein bisschen "angebrannt"). Da geht der Brennwert stark runter.
Über den Daumen: Ethanol (Alkohol) etwa 7 kWh/Liter, "gutes altes" Super knapp 10 kWh/Liter, "gutes altes paraffinhaltiges winterversulzendes" Diesel etwa 11 kWh/Liter (nagelt mich hier nicht auf die Kommastelle fest - ich bin g'rad zu faul, Tabellen zu wälzen. Auch ich werde älter und habe nicht mehr alles parat...).

Ethanol als Treibstoff hat, s.o., weniger Energiegehalt. Ist aber klopffester und bringt mehr Verdampfungs-Innenkühlung. Daher die vermeintliche Mehrleistung (bei deutlich höherem Verbrauch) - wenn der Motor umgebaut wird, um z.B. durch höhere Verdichtung die bessere Klopffestigkeit auch zu nutzen.


Was noch...

5) Gas brennt langsamer
Ja, stimmt. Das nennt man Klopffestigkeit...
Wenn's aber mal angezündet ist, dann macht Gas und Benzin keinen Unterschied mehr. Die sanftere Verbrennung (weil einfach das Gemisch homogener ist) nutzt dem Motor sogar. Benzin kann dann immer noch unkontrolliert in irgendwelchen Ecken selbst zünden; es gab mal ein Benzin, blau die Farbe, das hieß damals "Klingelwasser". Besonders gut zu hören im Käfer, bei heißem Motor, großer Gang bergauf...
Beim Diesel "brennt's am schnellsten". Deshalb klingt der auch oft so "hart", "nagelig". Manchmal "klopft" er laut; da will dann einer rausgelassen werden...
Deshalb ist das Triebwerk (Kurbelwelle, Pleuel, Kolben, Lager...) auch robuster gebaut, um das abzukönnen. Und den drinzubehalten, der da so laut klopft...

Der Gasmotor dürfte gerne leichter gebaut sein, als der Benziner. Eben deshalb, weil's so schön "friedlich" abbrennt und nicht gewaltig explodiert.
Wir fahren "Verbrennungsmotoren". Manche vielleicht "Explosionsmotoren".
Aber bei letzteren - da braucht man sich wenig Gedanken zum richtigen Öl zu machen. Die können das auch ohne...


Zusammengefaßt:
Tut das rein, was ihr wollt... @Roadopa hat da nicht unrecht!
Rennfahrer, die dauernd Vollast fahren, vielleicht ausgenommen. Da sollte es schon eine "gute" Marke sein, damit auch gut gesponsert wird.
Was vielleicht vermieden werden sollte: 10 Jahre NoName-Öl, gut abgelagert im halbvollen Plastikkanister in der Garage mit verlängerten Wechselintervallen, und dann plötzlich vollsynthetisches 0W-40, um dem Motor mal was "gutes" zu tun.
Da kommt dann das Öl schnell in ausgeleierte Lager, baut keinen Öldruck auf, löst auch noch die letzte Ablagerung des letzten Jahrzehnts aus der Ecke. Dann ist der Ölfilter nach 1000 km überfordert, das Bypassventil macht auf (aber!! Jetzt geht wenigstens die Öldruckkontrolleuchte schnell aus!! Tolles Öl!), und der ganze Dreck schmirgelt noch den letzten Rest von den Lagerschalen runter.

Übrigens: Klappernder Ventilspielausgleich: Das ist ein gutes Warnsignal!
Solange es noch klappert - langsam tun. Dann ist das Öl nämlich noch nicht "vor Ort".

Denkt einfach mal d'rüber nach...

Übrigens, nur nebenbei: Ich fahre Castrol 0W-30 oder Fuchs Supersyn 0W-30. Die sind, wenn man sie nicht beim Freundlichen kauft, auch nur 4 - 5 Euro pro Liter teuer.
Verbrauchsvorteil gegenüber 15W-40: Etwa 1/2 Liter Super je 100 km.
Im alten Mercedes mit 360tsd auf der Uhr fahre ich 15W-40 vom Baumarkt, früher Fuchs 10W-40.
Der veträgt das vollsynthetische nicht.

Viele Grüße
GraueEminenz
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