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Alt 12.03.2018, 09:56   #15
Aprilscherz
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Ähm.. Hallo Erich, Hallo zusammen - das ist sehr detailliert aber ihr solltet eich nicht Total in diesen Auslösezeiten "verirren" der grund ist viel banaler/ vorausgesetzt die Sicherungsgröße stimmt.

Eine Sicherung hat grundsätzlich 2 Auslösekriterien, die bei einer einfachen Schmelzsicherung ohne scharfe Abgrenzung ineinander übergehen.

- Kurzschluss (i.d.R. Auslösung innerhalb von Sekundenbruchteilen..eventuell innerhalb weniger Sekunden)
- Überlast (Auslösung kann durchaus erst in einigen Minuten ggfls. nach 30 minuten erfolgen)

Der Überlastbereich ist problematischer, denn die Zeitdauer, während der zu hohe Strom fließt ist definitiv Brandgefahr.

Beispiel Hausbau:(einfacher, etwas anschaulicher)
B16 Automatensicherung für Steckdose:
Für eine Auslösung nach Din VDE 0100 muss der Kurzschlussstrom (nach Toleranzabzug) 80 A Minimum betragen.
Also wenn man sprichwörtlich die beiden Enden der 1,5er oder 2,5er Leitung zusammenhält (niemals machen!Nicht probieren) müssen messtechnishc nachgewiesene 80A + 20% Messtoleranz zustandekommen.
Bei 5m Länge können das gut 300A sein! bei 50..60m Länge kann es unter 30A liegen!
Das macht man aber mit einem Schleifenwiederstandsmessgerät, der Elektriker muss natürlich keine Enden zusammenhalten.
Kurzschluss wird nicht "probiert" (wenn das passiert läuft schon was ganz falsch) sondern messtechnisch nachgewiesen über den Leiterwiederstand.
Somit wird eine Sicherungsauslösung in 0,4s erreicht (länger darf es nämlich bei steckdosen keinesfalls dauern nach Europanorm)früher nach BRD Norm übrigens sogar nur 0,2s.
Bei Beleuchtungsanlagen oder anderen fest angeschlossenen Verbrauchsgeräten darf es immerhin 5s(!) dauern das ein Kurzschluß ansteht.Ob es das Kabel aushält muss man aber vorher berechnenen!

In der Praxis passiert es, dass euer Elektriker (oder ein Laie) eine 3x1,5 er Leitung viel zu lang bemisst und durch den kompletten Wohnraum legt.
Aber das ist gefährlich denn:
Diese darf nur 15,5 m lang sein um das sichere Auslösen den B16 zu garantieren.
Darüber wird es zur Glückssache.(es hat nämlich auch damit zu tun wie hoch der Wiederstand der Hauszuleitung / Ortsnetz ist)
Darüber muss es schon 2,5er sein und wenn man noch deutlich länger verlegt (zum Beispiel nach draußen zum Schuppen ec.) muss man dann schon 3x4mm² legen.
Es kann sonst folgendes passieren:
Der Auslösestrom wird immer geringer und wir landen zum Beispiel bei 35 A Kurzschluss (mehr kommt einfach nicht zum Fließen mal angenommen).
Ok - also mehr als das doppelte für den B16. ( genau gesagt - das 2,19 fache)
Glaubt aber nun nicht dass der sofort anspricht - schaut euch die Kennlinie an eines solchen B16 an.
Im besten Falle kann er in 6 Sek. auslösen im ungünstigsten in 3,5 minuten.
(das ist physikalisch nicht so genau zu bestimmen das ist die pysikalische Toleranz des Automaten)
Einigen wir uns auf 35 sekunden - das ist bei der Art der Kurve nämlich genau die Mitte der Toleranzfläche.
35 sekunden fließen 35 A auf der Leitung.
Es ist reine Glückssache ob es nun anfängt zu schmoren oder ob es noch irgendwie gutgeht.
35A ist viel zu viel - Die Leitung wird in 10s bereits deutlich über die erlaubten 70grad warm.
Die Sicherung erkennt aber eben noch keinen Fehler.jedenfalls keinen, der SOFORT zur Abschaltung führt.
Wir sind also bei 35 A im Überlastbereich (und zwar im unzulässigen!)
Im Überlastbereich (bei Automaten ist das der kleine Kurzschluss - strom und der beträgt 1,13 - 1,45 des Sicherungsnennstromes also hier bis 23,2A) muss die Auslösung nach spätestens 60 min erfolgen.
Sie muss nicht früher erfolgen.

Für das Kabel kann es aber schon zuviel sein.
Ein 1,5er wird wohl bei ungünstiger verlegung (in Rohr zum Beispiel) zumindest unbrauchbar, eventuell schmort es.
ein 2,5er wird es ohne Schaden überleben.

wir sehen also:

ist es nur wenig Überlast (unter 1,13 des nennstrom , bleibt die Sicherung noch "gelassen", ist es deutlich im Kurzschlussbereich(5x Nennstrom - 16 x 5 = 80A) löst sie sofort aus.

Das Problem ist grob, wenn der in Rede stehende Strom zwischen 1,5 und dem 3 Fachen liegt.
Dann kann die sicherung nicht sicher auslösen weil der starke Impuls von 80A fehlt.
Andererseits ist das außerhalb der Überlastkurve.
Es ist also im ersten Moment für nicht-Fachleute paradox!!
Die Sicherung wird zwar "irgendwann" innerhalb einer h auslösen aber bei 30..35 A ist das zu spät.
Das Kabel brennt weg.
Brandgefahr!


Die Sicherung benötigt also einen sehr hohen Kurzschluss-Strom.
Dazu muss der Leiterwiderstand gering sein.
dies wird durch 2 Möglichkeiten erreicht:
- entweder sehr kurze Leitungslänge
- oder dickerer Aderdraht

Bestenfalls beides.

Jetzt wisst ihr schon warum meist wenn was durchbrennt es an der Heckklappe oder Heckwischer passiert .. die Leitungswege sind lang, die Auslöseströme dadurch geringer.
aber eben zu hoch für das Kabel das eventuell nicht ausreichend sicher dimensioniert worden war.

Schluss-Satz:
Entweder gar kein fehler
(Sicherung arbeitet ohne erhöhten Strom ganz normal)
Oder ein richtig deutlicher Kurzschluss-Fehler
(sofortauslösung/Beseitigen der gefahr)

Kleine Schabstellen usw. begünstigen diese "zu hohen Überlastströme" die die Sicherung nicht "erkennt" sondern ekzeptiert.
die Sicherung "weiß" ja nicht dass da was faul ist Sie hat nur den Stromwert als Kontrolle.
Der kann in Ordnung sein.Aber an einer Kabel-Quetsch-Stelle kann der normale Betriebsstrom eben trotzem zu Schaden und Brand führen.

Es ist der häufigste Irrglabe, "warum hat die denn nicht ausgelöst.. " dass eine Sicherung kommt weil ein Kabel beschädigt ist.
Eine Sicherung kommt, wenn der resultierende Stromwert entsprechend hoch ist.
Niemals zu hohe Sicherung einbauen weil die kleinere kommt.
Wenn ihr das gemacht habt: Ändert es noch heute.
Es ist eine eurer besten entscheidungen am heutigen Tage.

Fehlerhafte Isolierung erkennt die Sicherung nicht.
Das tut aber ein Fi - Schalter.
Das ist aber ein ganz anderes Thema.

Kay.
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...die Banker sind nicht so schlau wie sie glaubten,aber so gierig wie befürchtet..

...nichts auf dieser Welt ist so gerecht verteilt wie der Verstand-ich kenne niemanden, der behaupten würde,davon zu wenig zu besitzen..

Geändert von Aprilscherz (12.03.2018 um 10:07 Uhr).
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