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Alt 08.09.2020, 12:43   #94
Alpenfahrer
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Zitat von JRAV Beitrag anzeigen
Es waren etwa 8,000€ an Reparaturkosten und 22,000€ an Wertverlust in drei Jahren, wobei Vatta nun eher kein Sparfuchs ist und alles bei Mercedes machen ließ. So kommen aber auch rund 850€ im Monat zusammen - die neue S-Klasse kostete 950€ im Leasing (meiner Meinung nach sehr viel Geld für ein Auto).

Beim Vorbesitzer meiner Jags war es ähnlich: da kamen an Wertverlust und Reparaturen in zwei Jahren über 20.000€ zusammen. Für das Geld konntest du einen nagelneuen Jaguar XJ leasen, wenn auch vielleicht keinen XJR.[...]
Danke für Deine sachliche Antwort. Diese Themen werden dann oft emotional geladen. Ich denke, dass es dann wohl stark auf den Einzelfall ankommt. Der von Dir genannte Fall von einem 5 Jahre alten Auto trifft hier dann ja auch nicht zu, nehme ich an. 22.000€ ist fast der Kaufpreis meines 7ers mit 5 Jahren auf dem Buckel da wird die S-Klasse jünger gewesen sein? Und die Kombination aus solch einem jungen Auto mit so viel "Rest-Wertverlust" und dermaßen hohen Reparaturkosten ist wohl auch eher ein Härtefall als die Norm meiner Erfahrung nach.

Meiner hatte 140.000km beim Kauf. Bei gepflegtem Zustand und 100.000km mehr in 3 Jahren gehe ich von einem Wertverlust von mind. 50% aus. Meiner Erfahrung nach ist bei Fzg. in diesen KM und Preisregionen der Zustand/Reparaturstau ohnehin wichtiger als die reinen Eckdaten. (Ich würde viel eher einen durchreparierten mit 270k kaufen als einen bei dem nur das notwendigste gemacht wurde mit 220k) Plus ein paar Tausender im Jahr für Reparaturen ... Da komme ich eben inkl. allem bei 0,50€/km raus. Vergleichbare 750Ld als Jahreswagen würden mindestens 1€/km im Leasing kosten, eher mehr. Wie ich es auch drehe und wende selbst mit doppeltem Wertverlust und doppeltem Reparaturbudget komme ich nicht auch nur in die Nähe von 1€/km. Würde ich jetzt einen 3 Jahre alten 7er aus der Garantie für 60.000€ kaufen und 10.000€ in Reparaturen stecken ... Klar würde ich da mit einem geleasten Jahreswagen günstiger aussteigen. Aber ohne Garantie würde ich auch tendenziell kein KFZ mit >25% des Neupreises als Restwert kaufen. Da gibt es einfach noch immer zu viel Wertverlust um ein sinnvolles Budget für Reparaturen aufstellen zu können. Mein F02 lag bei <20% des Neupreises nach 5 Jahren. Da schlage ich relativ entspannt zu, da ich relativ viel Spielraum für Reparaturen habe durch den fehlenden Wertverlust.

Was ich fairerwaise dazu sagen muss: Ich habe im Notfall die Möglichkeit selbst zu schrauben (letztens die Turbolader meines N54 getauscht) wenn ich auch eigentlich nicht die Zeit dafür habe. Ein Freund von mir ist Meister welcher mir zu fairen Sätzen Arbeiten erledigt welche ich selbst nicht machen will. Ich würde also sagen, dass mir Reparaturen durch die günstigere Arbeit und sinnvollem Teileeinkauf weniger als die Hälfte kosten, als sie mich kosten würden würde ich es bei einem Vertragshändler machen lassen. Andererseits muss ich auch dazu sagen, dass auch "normale" Besitzer sich oft viele Kosten ersparen könnten, würden sie sich vertrauenswürdige Werkstätten raus suchen und sich mit den Problemen ein wenig selbst befassen um eingreifen zu können und blinden Teiletausch zu verhindern. (Meine traurige Erfahrung bei BMW Händlern ist leider, dass eine kurze Google Suche nach dem Problem einen selbst deutlich näher bringt als der Händler ist nachdem er bereits 3 Teile getauscht hat ...) Und wie bereits ausgeführt: Auch wenn ich meine geplanten Reparaturkosten mehr als verdoppeln würde, (So viel pro Jahr wie dein Vater in 3 Jahren ausgegeben hat.) wäre mein F02 noch immer die Hälfte von einem vergleichbaren Neufahrzeug.

Conclusio: Es lässt sich nicht verallgemeinern. Ein teurer Gebrauchter mit teuren Reparaturen wird teurer sein als ein vergleichbares Neufahrzeug. Ein günstiger Gebrauchter mit günstigen Reparaturen ist deutlich günstiger als ein vergleichbares Neufahrzeug. Wie so oft mit dem Risiko kann man auch nicht von Einzelfällen auf die Gesamtheit schließen. Der eine fährt 100.000km und hat nicht eine Reparatur, der andere steckt nach 30.000km den 3. Motor rein. Wenn ich mir aber in 3 Jahren genügend auf die Seite legen kann für einen Austauschmotor + 50-100% davon on top für etwaiige andere Reparaturen, und noch immer günstiger fahre als ein Jahreswagen, dann bin ich persönlich der Meinung hier den besseren Deal zu haben, und gehe dieses Risiko relativ entspannt ein.

Sicherheiten (Planbarkeit, Garantien, etc.) kosten eigentlich immer deutlich mehr als das Risiko selbst zu tragen. (Finanzinstrumente mit "garantierten Erträgen" als Beispiel werden erbarmungslos von der Inflation vernichtet. Versicherungen berechnen einem natürlich eine höhere Prämie als sie selbst das Risiko kalkulatorisch kostet.) Risiken zu versichern lohnt sich generell auch nur, wenn der worst case nicht tragbar wäre. Die Bilanzen von Versicherungsgesellschaften haben nicht umsonst so viel Fleisch auf den Rippen. Eine ganze Industrie baut auf der Idee auf den worst-case finanzieren zu können und daran zu verdienen dieses Risiko auf die Gesamtheit aufzuteilen und dabei einen entsprechend attraktiven Aufschlag einzukalkulieren. In den meisten Fällen lohnt es sich daher meiner Erfahrung nach das Risiko selbst zu tragen, so das möglich ist.



Grüße,
Christian

Geändert von Alpenfahrer (08.09.2020 um 16:01 Uhr).
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