Thema: Motorraum Hochdruckpumpe
Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 10.10.2006, 20:09   #1
EW0
Gast
 
Ort:
Fahrzeug:
Standard Hochdruckpumpe

Hochdruckpumpe

Machen Sie sich keine Mühe, Sie würden nicht erraten, wozu man eine Hochdruckpumpe wirklich braucht. Aber ich kann heute mit Gewissheit sagen, die kostet 900 Euro und man sieht nichts davon, denn sie verschwindet tief in den Eingeweiden meines Autos. Und das kam so. Schon seit Jahren bin ich ein Verehrer des BMW 7er, und zwar des schönen Modells das bis 2001 gebaut wurde, Eingeweihten auch als E38 bekannt. Nun traf es sich für mich günstig, dass die Gebrauchtwagen soviel an Wert verloren, dass sie mit meinem Portemonnaie kompatibel wurden. Einen 728 hatte ich schonmal, aber bei 250.000 Kilometern sollte der verkauft werden, ich dachte, da werden jetzt die teuren Reparaturen kommen, also ab dafür. Ein freundlicher Kasache fährt ihn jetzt, weit weg von hier.

Also musste ein Neuer her. Doch letztes Jahr, also vier Jahre seitdem die Modellreihe nicht mehr gebaut wird, war es wirklich schier unmöglich meine Lieblingskombination zu finden: Modelljahr 2001, weniger als 100.000 KM, außen schwarz und innen braunes Leder. Doch tatsächlich fand ich solch einen Wagen als ich schon gedacht habe, ich muss mir doch ein anderes Modell kaufen, womöglich noch den hässlichen neuen 7er, dessen Gebrauchtpreise so niedrig sind, dass als Erklärung für den Preisverfall nur seine Hässlichkeit taugen mag.

Bereits die Überführungsfahrt endete mit einer Überraschung. Das ganze Heck war voller Dieselreste. Mein neuer gebrauchter Diesel – ein Auslaufmodell? Die Werkstatt klärte schnell: Der Vorbesitzer hatte entgegen der Bedienungsanleitung Rapsöl getankt und das hat einige Defekte erzeugt, u. a. Undichtigkeiten im Kraftstoffsystem. Das kostete etwa 400 Euro, danach waren Kraftstoffleitungen, Unterboden und Motorraum gereinigt. Der freundliche Autoverkäufer konnte plötzlich kein Deutsch mehr, nur noch Albanisch. Also keine Gewährleistung.

Als Optimist dachte ich, kein Problem, kleine Anfangsmacken beseitigt meine Werkstatt und im Nu habe ich ein feines Auto – ist doch mein absolutes Traumauto mit Mega-Drehmoment und niedrigem Verbrauch – typisch für den 4-Liter-Mörderdiesel. Die Bremsen waren hinüber. Kein Problem – hat nur 800 Euro gekostet. Dabei wurde auch die Alarmanlage repariert, die mehrfach ohne Grund anging. Natürlich gab es schon einen Grund. Der Schließkontakt der Motorhaube hat einen Wackelkontakt.

Ich hatte mein Auto wieder, sensationell das Auto – aber nur eine Woche. Da lief der Wagen nur noch 160 Spitze. Der Wagen lief rund, brachte aber keine Leistung. Was ist denn das? Klare Antwort von BMW: Einer der beiden Turbolader ist defekt. Was heißt hier zwei? Und überhaupt, seit wann hat der denn Turbolader? Wozu 4 Liter Hubraum? Der BMW-Meister muss meinen fragenden Blick durch den Hörer gesehen haben und erklärte in aller Seelenruhe, der Motor hätte für jede Zylinderbank einen Turbolader. Vorsichtig fragte ich, was so einer denn kosten würde. Nur vier Millisekunden später begannen bei mir 2000 Euro im Ohr zu hallen. Ach ja, der Einbau kommt noch obendrauf. Und hoffentlich ist es der rechte Lader, der links ist noch viel schwieriger auszubauen. Gott sei Dank habe ich als guter Kunde seit dieser Teilebestellung 10 % auf alle Ersatzteile bekommen.

Das ist ein kleiner Trost. Denn alle Teile für den Achtzylinder kommen direkt aus München. Immerhin ist der Motor recht selten, da wird nicht alles im Zentrallager vor Ort in Frankfurt gelagert. Daher auch immer die 3 Tage Lieferzeit. Nebenbei erfuhr ich übrigens, dass der Turbolader selbst quasi unkaputtbar ist. Aber das elektromechanische Steuergerät fällt schonmal aus. Eigentlich kein Problem, weil das Steuergerät nur 150 Euro kostet. Ist aber bei diesem Modell fest am Turbolader integriert. Daher nur im Austausch erhältlich. Sagte ich schon, 2000 Euro?

Hatte ich auch schon erwähnt, dass ich in letzter Zeit auffällig viel Mietwagen fuhr? Schon einige Tage später hätte ich meinen Wagen wieder gehabt. Da kam aber noch ein Hinweis. Ob mir nicht auch aufgefallen sei, dass die Scheibe leicht beschlägt und ein komisches Geräusch bei Betrieb der Klimaanlage auftritt. Ja, das ist mir schon aufgefallen, aber ich dachte, das Auto kenne ich noch nicht so gut, vielleicht ein Bedienfehler. Die Gute Nachricht: Kein Bedienfehler. Die schlechte Nachricht: Das Geräusch der Klimaanlage ist auf einen Defekt des Klimakühlers zurückzuführen. Ich fragte gar nicht erst. Bei einem einfachen Fehler wäre das mit 150 Euro behoben, sonst etwa 450 Euro. Es war kein einfacher Fehler. Dann die Hiobsbotschaft. Der Klimakühler ist repariert. Aber man hat jetzt auch den Grund für den Defekt des Kühlers herausgefunden: Die Klimapumpe ist defekt. Meine kurze Frage: 500? Die Antwort des Meisters: nein, nur 400.

Nach gut sechs Monaten konnte ich nur ins Schwärmen geraten, denn das Auto lief super. Ich war begeistert. Viel Spaß, gute Straßenlage, satter Sound der HiFi-Anlage. Dann war der TÜV fällig, die Werkstatt erinnerte mich freundlich. Formsache? Ja, Formsache. Sagt der Werkstattmann. Der TÜV-Mann war dann doch anderer Meinung. Die Stabilisatoren hinten und eine Strebe der vorderen Achsgeometrie hätten ausgeschlagene Buchsen. Ach nein. Na lieber Leser, was meinen Sie? Richtig. 400 Euro. Schon fuhr er wieder – jetzt mit TÜV.

Alles war gut. Bloß die Standheizung funktionierte nicht mehr. Der Werkstattmann klärte mich auf: Über 12 Grad Außentemperatur geht die nicht. Braucht man nicht. Ende der Durchsage. Uff, da ist das ja nochmal gut gegangen. Bei der Durchsicht ist aber gleich noch eine Einspritzdüse getauscht worden, die hatte im mittleren Lastbereich Fehler gemeldet. Ich war beeindruckt, was die Diagnosesysteme alles zu Tage förderten. Nach 150 Euro saß ich wieder im Auto.

Jetzt ist alles gut. Fahrt nach Bonn, Termindruck, freie Bahn, Vollgas. Alles im grünen Bereich. Bei Montabaur vom Gas, Tempo 130. Dann Ende des Tempolimits. Vollgas. Schon ein tolles Gefühl, am Berg Vollgas geben und allen davon fahren. Ich werde pünktlich sein. Kein Problem.
BLABAAMMM. Ein kapitaler Knall, Leistungsabfall, Motor stirbt ab, Warnblinker an, rechts auf dem Seitenstreifen ausgerollt. Ich brauchte mich gar nicht aufregen. Die Nummer meiner Werkstatt kannte ich schon auswendig. Nach kurzer Beschreibung kam der erste Tip: Das könnte der Luftmassenmesser sein. Der steuert den Turbolader. Wenn da Messfehler entstehen, wird kurzerhand der Motor abgeschaltet, als Schutzmaßnahme sozusagen. Soll ich den Wagen stehen lassen? Nein, ich solle kurz warten, wenn er anspringt locker weiterfahren und abends mal in der Werkstatt vorbeikommen. Und wenn er nicht anspringt? Ich wollte gar nicht weiter fragen. Tatsächlich, der Wagen sprang nach einer Minute an, als sei nichts passiert. Ich kuschelte dann über die Autobahn, kam gerade noch pünktlich zu meinem Termin und ganz in Gedanken versuchte ich mir vorzustellen, wie ein Luftmassenmesser wohl aussieht.

Am Abend traf ich nach zwei weiteren BLABAAMMS in der Werkstatt ein. Schon fünf Minuten später war alles klar. Die Luftmassenmesser sind in Ordnung. Äh, was heißt die? Ok, ich verstehe, je Turbolader einer. Aber was war der Fehler? Keine Ahnung, aber wir finden das raus. Beschützende Werkstätte. Fährt mich jemand zur Mietwagenstation?

Es hat fast eine Woche gedauert, drei Meister haben sich versucht, die Niederlassung hat es auch nicht rausgefunden, erst ein Spezialist für Dieselmotoren kam auf die Idee, was es sein könnte. Der Dialog zur Fehlerermittlung muss sich ungefähr so zugetragen haben: Turbolader? Sind neu. Luftmassenmesser? Sind ok. Steuergeräte? Keine Fehler. Tankentlüftung? Wurde gerade entlüftet. Kraftstoffleitungen verstopft? Wurden gereinigt. Filterelemente? Alle erneuert. Na dann kann es nur die Hochdruckpumpe sein.

Mir hat es am Telefon fast die Sprache verschlagen. Was ist denn um Gottes Willen eine Hochdruckpumpe? Auch hier wurde mir weitergeholfen. Wegen der hohen Einspritzdrucks des Diesels von 1700 bar braucht es schon mehr Power als in einer gewöhnlichen Kraftstoffpumpe. Bei Hochdruck kam mir auch der Begriff Hochpreis in den Sinn. Und Sie raten richtig. Teuer. Sehr teuer. 900 Euro. Mir wurde schwindelig als ich vom komplizierten Ausbau hörte.

Nach ein paar Tagen bekam ich den Wagen wieder. Ob er spürte, dass ich die Nase voll hatte? Jedenfalls er lief wie die Hölle. Die Autobahn rauf, runter, flott gefahren. Alles cool. Würde es so weitergehen, dann behalte ich ihn.

Ist doch ein tolles Auto. Ich schöpfte wieder Mut, redete mir ein, andere Leute hätten auch mal Pech und die Pechsträhne hätte auch mal ein Ende. Vor unserem Italienurlaub wurde eine Bagatellfehler am Kühlsystem behoben. Alle Schläuche neu 500 Euro. Ging ganz schnell, nur 1 Tag Mietauto. Sagte ich 500? Ich war schon froh, dass die Beträge kleiner wurden, keine Hochdruckpumpe, alles wird gut.

Bis meine Frau letzte Woche mit meinem Wagen auf der Autobahn liegenblieb. Kühlwasserverlust. Total. Und das auf der Sauerlandlinie. Abschleppkosten, Mietwagen, drei Tage Reparatur. Die Werkstatt hatte vergessen einen Schlauch auszutauschen, der eigentlich auch zum Kühlsystem gehört aber etwas verborgen unter dem neuen Klimakühler schlummert.

Apropos Hochdruckpumpe. Ich suche jetzt mit Hochdruck nach einem neuen Wagen und habe meinen 7er schon inseriert. Und dann denke ich manchmal an meinen vorherigen 7er, der mit den 250.000 KM. Der läuft bestimmt immer noch ohne einen Defekt und hat bestimmt schon 350.000 KM runter.
  Antwort Mit Zitat antworten