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Alt 11.09.2007, 11:23   #3
stocki
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Die Motorleistungen werden weiter steigen. In der vorletzten Ausgabe der Zeit war ein interessanter Artikel zu dem Thema. Tenor: Insbesondere die deutschen Automobilhersteller werden weiterhin starke, schwere, und hochtechnisierte Fahrzeuge anbieten, da dass zu ihrem Markenimage gehört. Gleichzeitig werden sich aber die Massenprodukte der gleichen Anbieter weiter in Richtung sinkender Verbräuche entwickeln. U.a. wurde dort der 320 aus der ersten Dreierreihe mit dem aktuellen 320i verglichen. Gewicht gestiegen, Leistung gestiegen, Durchschnittsverbrauch um etwa 3Liter/100km gesunken. Angesichts weiter steigender Treibstoffpreise und drohender CO2-Besteuerung, werden die Verbräuche der Alltagsautos aber noch deutlich weiter sinken müssen. 120g/km CO2-Ausstoss, bedeutet gut 5 Liter Vergaserkraftstoff auf 100km oder knapp 5 Liter Diesel. Da geht's hin, und, angesichts der Gesamtzunahme an Fahrzeugen, noch deutlich darunter.

Das die Luxuslimousinen und Luxussportwagen noch in unserer Lebenszeit die 1000PS-Grenze erreichen werden, halte ich nicht für unrealistisch. Diese Autos werden aber so gut wie keine Marktbedeutung haben und in erster Linie Imageträger sein. Dass das ungebremster größer, schwerer, stärker, schneller, von der vermögenden Kundschaft nicht bedingslos goutiert wird, zeigen die Absatzschwierigkeiten von Maybach und ähnlichen übergroßen und überteuren Fahrzeugen.

Ich könnte mir sogar vorstellen, dass es im weiteren Verlauf sogar zu einer Art "sozialen Ächtung" solcher Fahrzeuge kommt. Als erste Indizen für eine solche Entwicklungen könnte man die Tatsache werten, dass einige der prominenteren Hollywood-Stars (Clooney, DeCaprio) demonstrativ einem Toyota-Prius den Vorzug geben. Vor einigen Jahren konnte in diesen Kreisen der Geländewagen oder die Limousine gar nicht groß genug und schwer genug sein. Ein anderer Hinweis könnten die dümmlichen Anfeindungen sein, die man sich als Fahrer hubraumstarker Limousinen oder als Geländewagenfahrer gefallen lassen muss. Da schwingt derzeit sicher in erster Linie Neid mit, der in der schwachsinnigen Klimadiskussion endlich ein (neues) Ventil gefunden hat, aber diese Stimmung könnte sich als gesellschaftlicher Mainstream konsolidieren. Dann bekommt man unter Umständen echte Probleme, wenn man mit einem 5-Liter-V8 auf's Firmengelände fährt und nicht bloss hämische Kommentare.

In meinem eigenen Umfeld erlebe ich auch bei den Menschen, denen es eigentlich egal sein könnte wie groß oder teuer ihr Auto ist und wieviel Treibstoff es verbraucht, häufiger die bewußte Entscheidung für das nächstkleinere Modell (5er statt 7er, A6 statt S-Klasse).

Die Differenzierung der Hersteller über die Motorleistung wird vielleicht auch immer weniger wichtig. Ein großer Teil der Kundschaft der teuren Oberklassenmodelle sind Vielfahrer. Ich denke, dass diese Kundschaft z.B. das selbstfahrenden Automobil schätzen würde. Ein Auto, dass sich im zähfliessenden Berufsverkehr selbst zurechtfindet, aber beim Wochendausritt auf freier Straße konventionell selbst gefahren werden kann, wäre für viele Menschen höchst attraktiv. Wie weit die technische Realisierung solcher Systeme fortgeschritten ist, zeigen die dynamischen Tempomaten/Abstandshalter in den aktuellen Topmodellen, und die Entwicklungen der Urban-Challenge (vormals DARPA-Challenge), sowie der Car2Car-Communication.

Zusammenfassend kann man sagen:
  • Die Leistung der Topmodelle wird weiter ansteigen
  • Die Topmodelle werden allerdings weniger direkte Markbedeutung haben
  • Der Verbrauch der Volumenmodell wird weiter sinken
  • Die Differenzierung der Automobile wird zunehmend weniger über die Motor- oder die Fahrleistungen als vielmehr über den erweiterten Gebrauchswert erfolgen

Schönen Gruß

Martin
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