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Alt 08.03.2013, 17:18   #4
g8org
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Fahrzeug: 750i ActiveHybrid F04 bis 03/2013, 730dx F01 LCI bis 04/2016, SLK280 R171, aktuell Audi A8 4.2 TDI facelift
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Zitat:
Mein Fazit: Unausgereiftes Auto
Na ja, so schlimm ist es nicht, mein BMW war in 2 Jahren nur einmal außeplanmäßig in der Werkstatt, dafür aber gründlich ;-).

Ich gebe meinen F04 in 3 Tagen zurück und eigentlich bin ich nicht traurig.
Ich war sehr begeistert von diesem Auto, dem Konzept mit Rekuperation und dem Nutzen der gespeicherten Energie zum Glätten und Erhöhen des Drehmomentes des Verbrenners. Ich halte das Konzept mit dem relativ schmalen ringförmigen Elektromotor mit großem Durchmesser zwischen Motor und Getriebe für genial. Schade nur, dass sich das Prinzip vermutlich nicht durchsetzen wird. Erinnert mich an viele andere sinnvolle technische Erfindungen, die untergegangen sind.

Warum ich nicht traurig bin? Ich wollte früher darüber nicht öffentlich schreiben, um das Auto nicht schlecht zu machen, denn das verdient weder der F04 BMW, noch die Leute, die ihn entwickelt haben. Es ist nur noch nicht ganz ausgereift, aber das ist normal, da fühle ich mich als Ing. aus eigener Erfahrung problemlos ein.

Es gab in der Zeit, in der ich das Auto fuhr, drei Software-Updates, der letzte Stand ist subjektiv der unbefriedigendste - der BMW ruckelt manchmal bei bestimmter Art/Intensität von Beschleunigung und ich vermute, der Verbrauch hat sich etwas erhöht. Der Stand davor war subjektiv sehr gut, nur ging damit die Hardware kaputt.

Irgendwann im späten Frühjahr habe ich 2-5 mal festgestellt, dass die Klima nicht geht, nicht kühlt. Man merkt es sofort an der feuchteren Luft in der Kabine, nicht so sehr an der Temperatur, je nach Wetter. Ich habe gedacht, na ja, vielleicht spinnt die Klimaregelung oder Temperatur- oder Sonnenstand-Sensor. Auch habe ich ein paarmal leichtes scharfes Ruckeln während der Beschleunigung wahrgenommen, wenn daran der E-Motor beteiligt war. Nach einigen Wochen ging dann die Kühlung öfter nicht als sie funktionierte, Neustart des Autos half überwiegend auch nicht mehr. Es war schon Sommer und es was nicht mehr akzeptabel. Deswegen nahm ich den Umstand auf mich und machte einen Termin (mit ausführlicher Fehlerbeschreibung, auch das Ruckeln) bei einer BMW Niederlassung aus.

Unterwegs dorthin (zufällig fuhr ich dabei eine Strecke von 160km in einem Stück) kühlte die Anlage ganz vorbildlich und dann plötzlich, 20km vor dem Ziel, wieder die stickige Luft… Dachte mir, gut, dass der Fehler gerade präsent ist. Es gibt nichts schlimmeres, als Fehler zu suchen, die nur sporadisch auftreten.

In der Werkstatt hatte man den Schlüssel ausgelesen und drin stand erstaunlicherweise eine sinnvolle Meldung – Generator lädt nicht, deswegen wurden weniger wichtige Verbraucher (E-Motor der Klimaanlage) abgeschaltet. Diese Information hatte das Auto jedoch vorher nicht nach Hause telefoniert, was ich persönlich bei einer fahrenden Versuchsplattform so machen würde, Datenschutz hin oder her. Ich als Fahrer würde auch unterschreiben und es gerne erlauben.

Nach einer Stunde ruft man mich an, man war auf einer Probefahrt und konnte nur im Notprogramm zurück kriechen. Steuerelektronik des E-Motors/Generators defekt. Kosten 6 Tausend Euro plus Tag Arbeit.
Ich hatte eingeplant, der Werkstatt eine Woche zur Verfügung zu geben, wollte das Fahrzeug dann am nächsten Freitag abholen. Am Donnerstag ruft man mich an, das Ersatzteil wäre "im Rückstand", das Auto wird auf keinen Fall am Freitag fertig. Gut, da kann man nichts machen, dann vielleicht am Montag?

Am Montag war der BMW tatsächlich auch fertig (laut Werkstattmeister war der Aufwand wahnsinnig, man musste das halbe Auto zerlegen). Ich glaube gelesen zu haben, dass die Steuerelektronik, bzw. Spannungswandler, irgendwo im Motorblock verbaut wird, gekühlt durch die Kühlflüssigkeit des Motors!

Probefahrt der Werkstatt - alles perfekt, nur der E-Motor der Klimaanlage sei jetzt defekt...
Ich vermute, es passierte schon bei der ersten Probefahrt der Werkstatt, wahrscheinlich durch Überspannung des Generators, nach dem seine Steuerung komplett ausgestiegen ist.
Mein BMW muss eine weitere Woche in der Werkstatt bleiben.

Leihfahrzeug durfte ich (bis auf einen Tag, Gutschein der Leasing Bank) selber zahlen. Lustig, dass überall Prospekte "Wir halten Sie mobil..." (oder so ähnlich) ausgelegt waren. Mein BMW war damals knapp über 2 Jahre ab der Erstzulassung gewesen, d.h. noch in der Kulanz-Phase. Tatsächlich zeigte man mir eine Versicherungsurkunde für das dritte Lebensjahr des Autos und telefonierte wegen der Kostenübernahme mit der Versicherung.

Man ist auf solche Szenarien (ein Auto in der Kulanzphase muss 2 Wochen in der Werkstatt bleiben) überhaupt nicht trainiert und nicht in der Lage irgendwelche eigene (kulante) Entscheidungen zu treffen. Auch bei einer großen BMW Niederlassung nicht.

Ich habe mich später bei der BMW Zentrale Kundenservice beschwert, dass man sich zwar bei der Niederlassung eigentlich sehr höflich und korrekt (bzw. vorschriftsgemäß) verhalten hatte, sie aber in solchen Fällen (komplexes Auto, Teile lange nicht lieferbar...) gegenüber einem "early adopter" dieser Technologie etwas mehr Entgegenkommen hätten zeigen sollen.
Habe denen gesagt, dass bei einer Reparatur im Wert eines Kleinwagens (ja, es waren 13.000 Euro!) ein Leihfahrzeug locker drin sein müsste. Ich als Unternehmer würde meinen Kunden möglichst schadlos (und bei Laune...!) halten, zum Beispiel durch die unaufgeforderte Zurverfügungstellung eines sehr interessanten Ersatzfahrzeuges (650i Cabrio ;-)).

Man hatte sich gedreht und gewunden, auf die Versicherung, die doch die sehr hohen Kosten übernommen hatte (ich soll froh sein...) hingewiesen usw. Ich sagte, gerade BMW soll froh sein, dass es überhaupt solche Verrückten wie mich gibt, die eine kaufmännisch unvernünftige Entscheidung treffen und denen ihre Technologie-Versuchsfahrzeuge auf die Straße bringen. Und dass ich dies nie und nimmer ohne eine solche Versicherung tun würde. Die Frage, was mit einem halben Monat Leasingkosten ist, konnte man mir auch nicht beantworten.

Diese Behandlung ist das, was in mir ein Hauch von Bitterkeit hinterlassen hat, obwohl ich definitiv kein pubertierendes Mädchen, das sich bereits durch etwas schiefes Angucken beleidigt fühlt, bin.

Übrigens musste ich rund 400 Euro selber zahlen, für irgendwelche Diagnosearbeiten, die die Versicherung nicht übernehmen wollte. Habe es einfach so bleiben lassen, habe andere Prioritäten, als wegen 400 Euro zu streiten.

Bei der Übernahme war das Auto knapp ein Jahr alt, mit 60km auf dem Tacho. Ich habe es nur für 2 Jahre geleast, so sicher war ich mir auch wieder nicht. Hauptsächlich befürchtete ich eine rot-grün-rote Regierung und Tempolimit und/oder sozialneidliche Änderungen bei der Dienstwagenregelung, weniger technische Probleme.

Mein Fazit:
Ich war mit meinem F04 sehr bis extrem zufrieden. Der Antriebskomfort ist wirklich phänomenal. Verbrauch über die 2 Jahre etwas über 11 Liter, nach BC. Zukunftsweisendes technisches Konzept (wenn mal ausgereift und nicht mehr viele Tausend Euro teuer). Man wird oft angesprochen, die Leute wundern sich, dass BMW auch Hybrid baut. Als Inhaber einer technisch orientierten Firma zeigt man, dass man die Technik auch wirklich lebt.

Aber heute ich bin mir relativ sicher, keinen F04 noch einmal zu wollen. Und den 6-Zyllinder "ich kann auch mal bis zu 4 km elektrisch fahren" Hybrid sowieso nicht, ich brauche ab und zu einen vernünftigen Kofferraum.
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