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Alt 21.11.2018, 03:22   #17
Frank1980
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Ort: Unterfranken
Fahrzeug: 740i E32, EZ 11/93
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Zitat:
Zitat von quattro209 Beitrag anzeigen
Meiner Meinung nach ist ein E32 mittlerweile nur noch ein Fahrzeug, dass man sich als Klassiker für den Sonntagsausflug halten sollte. Um im Alltag Kilometer zu machen, nimm das Geld als Anzahlung und lease oder finanziere ein aktuelles Fahrzeug als Neu- oder Jahreswagen. Das kommt Dich unterm Strich günstiger.

Ich spreche aus Erfahrung. Mein Alltagsauto ist ein A4 3.0 TDI, drei Jahre geleast. Als Liebhaberstück habe ich mir im März einen 730i aus 1990 gekönnt. Am meisten graue Haare bereitet mir der 7er, auch finanziell. Das Fahrzeug hatte eine tolle Basis, die ich erstmal finden musste. Und dennoch habe ich dieses Jahr schon ca. 10.000€ investiert. Ich habe zwar eine Zylinderkopfrevision machen lassen, die vielleicht nicht zwingend notwendig gewesen wäre. Aber auch ohne diese sind es noch fast 8.000€, da wirklich vieles altersbedingt kaputt ging und ich nur original BMW Teile einbaue bzw. lasse.

Von LPG würde ich gerade hier die Finger lassen. Wir haben ewig gebraucht, bis der M30 einen anständigen Leerlauf hatte und das Fahrzeug ist komplett serie.

Summa summarum, so ein Fahrzeug ist was fürs Herz, aber nicht für den Alltag. Und Anschaffung mal zwei würde ich als Budget bei einem Oldie immer kalkulieren.
Einspruch, euer Ehren. Ein Youngtimer wie ein E32 eignet sich sehr wohl als Alltagsauto, nach wie vor. Ich fahre seit fast 15 Jahren "alte" Autos im Alltag, die im Durchschnitt rund 20 Jahre alt sind. Die müssen bei mir 20.000 bis 30.000 Kilometer pro Jahr absolvieren und stehen in der finanziellen Bilanz bislang stets besser da als der Leasing-Aufwand für einen Neuwagen der gleichen Kategorie gewesen wäre, vom haushohen Gewinn der Stil- und Genusswertung ganz zu schweigen (ein TDI käme mir zum Beispiel niemals auf den Hof, you only live once, carpe diem...).

Bei mir hat alles geklappt, was laut den üblichen Unkenrufern gar nicht klappen kann. Ich habe z.B. einen über 20 Jahre alten Jaguar X300 mit über 300.000 km fast ein Jahr lang auf über 20.000 Kilometern im Alltag bewegt, mit Gesamt-Wartungskosten von unter 1500 Euro, inklusive bestandener HU und mit gerade mal einer zu verschmerzenden Panne wegen einer altersschwachen Batterie. Ich habe mit einem 22 Jahre alten 750iL E38 mit fast 400.000 km innerhalb von rund vier Monaten fast 10.000 km pannenfrei abgespult und habe dabei letztlich bloß um die 500 Euro draufzahlen müssen. Mit einem über 30 Jahre alten W126 300 SE habe ich vergangenes Jahr rund 15.000 Alltags-Kilometer abgerissen, die Wartungskosten lagen auch da nur im mittleren dreistelligen Bereich und das Ding hat mich zuverlässig und herzerwärmend stets überall hingebracht. Und so weiter, und so weiter, ich könnte diese Liste noch lange fortsetzen.

Vor ein paar Wochen habe ich genau das gemacht, was der TE hier gerade erwägt, nämlich einen E39 520iA M54 verkauft und kurz darauf einen E32 gekauft. Dieser E32 740i, der übrigens seit genau 25 Jahren durchgehend als Ganzjahresauto angemeldet ist, soll nun längerfristig bei mir bleiben und bis zu 30.000 Kilometer pro Jahr laufen. Ich mache mir diesbezüglich keine Sorgen. Ich habe bisher zehn E32/E34 gekauft, die zum Zeitpunkt des Kaufs übrigens im 14. bis 27. Lebensjahr waren, und habe insgesamt bisher schon um die 250.000 km mit diesen Fahrzeugen abgespult, weiß also wirklich, worauf ich mich einlasse.

Das Erfolgsrezept lautet: Genau hinschauen beim Kauf und ein originales Fahrzeug mit sauberer Wartungshistorie erwerben. Der besagte E32 740i ist zum Beispiel lückenlos scheckheftgepflegt und vom Vorbesitzer in jüngerer Vergangenheit schon weitgehend durchrepariert worden (belegbar). Das relativiert das Fahrzeugalter von 25 Jahren und verkleinert das Restrisiko. Meine allgemeine Faustregel ist, dass ich vorsorglich mit circa 1000 Euro Wartungskosten für 10.000 km kalkuliere - so viel war aber bei meinen Altautos meistens gar nicht nötig. Natürlich kann man immer Pech haben und irgendeinen Großdefekt erleiden, wegen dem das komplette Urlaubsgeld o.ä. draufgeht - aber zumindest ich hatte dieses Pech noch nie und wie gesagt, ich mache das schon lange. Man muss aufpassen und wissen, was man kauft, dann kann man den Alltags-Youngtimer wagen.

Wie man innerhalb von einem Jahr rund 10.000 Euro in einen E32 730i versenken kann, ist mir schleierhaft. Da kann nur entweder der Anspruch extrem hoch sein oder man hat beim Kauf eine völlige Gurke erwischt, wie sie nur alle Jubeljahre mal auftaucht. Allgemeingültig ist eine so bizarr hohe Investment-Zahl definitiv nicht.

Einen emotionalen Klassiker im Alltag zu fahren statt eines blutleeren Neuwagens, ist im Übrigen durchaus im Trend. Das mache wahrlich nicht nur ich. Gerade beim E32/E34 sind durchaus noch einige im Alltagseinsatz.

Was die drohenden Euro-2-Fahrverbote für Benziner betrifft: Mich betrifft das nicht, weil ich gerne darauf verzichte, in die fraglichen Gegenden zu fahren. Zudem ist das letzte Wort in dieser Sache juristisch noch nicht gesprochen, die Gegenklagen laufen noch. Dennoch würde ich momentan vorsorglich keinen E32 kaufen, wenn ich zum Beispiel in Frankfurt wohnen würde oder dort zwingend reinfahren müsste. ;-) Ist kacke, aber momentan eben so. Wie heißt es so schön in Hessen: Lebbe geht weiter.

Geändert von Frank1980 (21.11.2018 um 05:06 Uhr).
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