Getriebe-Nepp- wie Autohersteller ihre Kunden bei Getriebeschäden abzocken
MDR, Dienstag, 13. Dezember 2005 Autoren: Gregor Witt / H – C Schultze
Als an seinem drei Jahre alten BMW das Getriebe kaputt ging, dachte sich Hartwig Wendhausen, das ließe sich leicht reparieren. Er ließ seinen Wagen in eine BMW-Vertragswerkstatt schleppen. Doch dort kam das böse Erwachen. 4.300 Euro sollte er bezahlen, nicht etwa für eine Reparatur. Die BMW-Vertragswerkstatt empfahl ihm, ohne das Getriebe zu öffnen, gleich den Komplettaustausch eines der teuersten Teile an seinem Wagen. Das wollte Hartwig Wendhausen nicht glauben. Immerhin könne doch nur ein kleines Teil kaputt sein, das man austauschen könne, dachte er.
Er erkundigte sich bei BMW. Der Hersteller teilte ihm mit, dass es so gut wie
keine Ersatzteile für das in seinem Auto verbaute Getriebe von
General Motors gäbe. Im Übrigen sei es Standard bei BMW, dass Automatikgetriebe wie seines ausgetauscht würden. Reparaturen gäbe es nicht. Das sei zu heikel.
[plusminus fragt bei ZF nach, dem drittgrößten Getriebehersteller der Welt. Dort sieht man das anders. ZF repariert selbst Getriebe, liefert aber auch
alle Ersatzteile und zusätzlich auch Reparaturanleitungen an jeden Kunden.
Zum Beispiel auch an kleine Mittelständler, die sich auf die Reparatur von Getrieben spezialisiert haben, wie die
Firma Fuhrmann aus Gladbeck. Dort hält man Getriebe für reparabel, solange es sich nicht zum Beispiel um BMW-Getriebe handelt, für die es keine Teile gibt. "Manche Hersteller raten zum Komplettaustausch von Getrieben, damit sie daran verdienen können.", so Lothar Fuhrman gegenüber [plusminus.
[plusminus hat bei einigen Autokonzernen nachgefragt: Ford, Renault, Mazda und VW bieten Reparaturen auch bei größeren Getriebeschäden.
Audi, Mercedes, Mitsubishi und Peugeot ermöglichen kleinere Reparaturen und liefern Ersatzteile. Und genau wie BMW verweigern auch Opel und Volvo Getriebereparaturen. Das bedeutet dann wohl auch hier: Austauschgetriebe statt Reparatur. Und das kann auch bedeuten: Schon ein kleiner Schaden im Getriebe kann die Kunden gleich mehrere Tausend Euro kosten, wenn sie dem Rat folgen, ihr Getriebe austauschen zu lassen. Eine Reparatur ist in der Regel mehrere Hundert, bis Tausend Euro billiger – wenn es denn möglich ist.
Hartwig Wendhausen will das nicht auf sich beruhen lassen. Er hat inzwischen einen Anwalt eingeschaltet.