Design Forum: Chris Bangle

[Crazy]

Nun, XeQs,

ich möchte Dir ja nicht zu nahe treten, aber die Wirkung von Werbe- und Designchefs bei Präsentationen auf das Publikum ist mir hinreichend bekannt. Ich bin Außendienstmitarbeiter der Allianz Krankenversicherung, die, wie ja wohl allgemein bekannt ist, aus der Vereinte Krankenversicherung enstanden ist. Zur Chronologie:

1996 wurde die Vereinte Gruppe von der Allianz gekauft. Man versprach uns, der Name Vereinte würde weitergeführt werden. Die allermeisten Kollegen glaubten dies. Ich sagte von vornerein: "Wartet die Zeit ab!" - und ich hatte recht!

1997/1998 drückte man uns die Produkte Sach- und Lebensversicherung der Allianz auf und stellte die der Vereinten (die zum großen Teil genauso gut waren, aber günstiger!) ein. Das aber alles noch unter dem Namen Vereinte. Man löste die Vereinte Holding AG auf und hängte die Vereinte Lebensversicherung AG und die Vereinte Sachversicherung AG an die entsprechenden Allianz-Gesellschaften an. Aus unserer Generaldirektion wurde eine Hauptverwaltung - für die Krankenversicherung. Diese nämlich konnte die Allianz sich in dieser Form nicht einverleiben, da sie keine eigene KV besaß. Während all diesem versprach man weiterhin, der Name würde weiter existieren - LOL!!!

1999 wurde laut darüber gesprochen, dass wir unser Außendienst-Programm wohl nicht behalten werden - warum auch, war ja von der Vereinten - und man würde etwas neues, besseres entwickeln, für alle Allianz- und Vereinte-Vertretungen - das neue Programm kam 2000 - aber es kann selbst im Jahr 2004 noch nicht das, was das alte Vereinte-Programm konnte (!!!) - das war die nächste Vergewaltigung. Aber der Name Vereinte bleibt ja....

2002 kündigte man uns dann an, dass zum 4.11.2002 die Vereinte Leben in die Allianz Leben überführt wird, ebenso die Sach. Weiterhin kündigte man uns dann die Umbennennung der Vereinte Krankenversicherung AG in Allianz Krankenversicherungs-AG an zum 1.1.2003 - was dann auch geschah. - aber der Name Vereinte bleibt ???

Mindestens 90 % der Mitarbeiter haben das bis ca. 2000 geglaubt - weils von enstprechend ausgebildeten Leuten gepriesen wurde.

Man muß sich nur selbst verkaufen können - darin liegt das Geheimnis eines Chris Bangle - bei Dir hats ja auch funktioniert.

Ach ja: Ich prophezeie heute schon, dass die Dresdner Bank AG irgendwann Allianz Privatkundenbank AG - oder so ähnlich - heißen wird.

Zum BMW zurück: Die neuen BMW's sind wunderschöne Autos. Ich bin nur einfach der Meinung, dass viele Altkunden das Design nicht mehr ansprechen wird - natürlich kommen dafür auch neue, die früher keinen BMW gekauft hätten. Insgesamt aber denke ich, dass das Design den konservativen deutschen Markt eher nicht anspricht. Es geht um Umsatz - und BMW ist egal, wo der herkommt. In den USA laufen die Kisten ja wohl recht gut. Wenn BMW mit den neuen Modellen gute Gewinne macht, ist Chris Bangle genau richtig in dem Konzern - meine Meinung. Wie gesagt - denen ists egal, wo die Kohle herkommt - Hauptsache, sie kommt!

Gruß Norbert

Ich muss das nochmal ergänzen, damit das nicht falsch verstanden wird:

Ich HABE Verständnis für die Konzernpolitik! Ich habe aber KEIN Verständnis dafür, dass man die Mitarbeiter schlichtweg belügt!

[Bearbeitet am 23.1.2004 um 14:17 von Crazy]

[Schroom-One]

ich muss sagen, dass mir der e65 anfangs nicht so gefallen hat, das hat sich mittlerweile etwas gewandelt. das heck ist immernoch "seltsam", aber nicht hässlich. eigentlich war ein auslöser den e65 schöner zu empfinden eine tieferlegung und schöne alus - der wagen sah komplett anders aus, als der serien e65. seit dem bin ich ein heimlicher fan, obwohl mir der e23 natürlich besser gefällt und auch eher in meiner preisklasse liegt (bin student).

zur person chris bangle kann ich nur sagen, der typ hats schwer drauf!!! hab einen bericht über ihn gesehen und war von der person "begeistert". kommt sehr sympathisch rüber. man merkt direkt, er ist ein vollblut-designer. ich bin der meinung, er ist den meisten um jahre vorraus.

so denn

gruss schroom

[Chris Bangle]

Ich muss sagen, ich kenn ihn auch weder persönlich, noch habe ich bisher einem seiner Vorträge beiwohnen dürfen. Aber ich muss trotzdem sagen, dass ich ihn für einen sehr sympathischen Menschen halte, gerade was seine Formensprache angeht! Er hat so ein gewisses Etwas, wie er die Autos zeichnet.

Und man kann hier gerne (eigentlich nicht ganz so gerne) wieder einen Streit vom Zaun brechen, ob seine Autos schön sind, oder nicht. Aber ich denke, man kann nicht darüber streiten, dass seine Autos etwas Außergewöhnliches und individuell Exclusives haben. Ich denke, dass ist seine Handschrift. Und, mit Verlaub, die find ich schön!

[Andreas69]

Original geschrieben von XeQs
...
Aber eins war ihm wichtig: Der Mensch steht im Mittelpunkt der Autoentwicklung und Autoproduktion. Das darf niemand vergessen. Er wollte die Menschen nicht von dem neuen Design der BMW Modelle überzeugen, er wollte ihnen zeigen, dass jede geschwungene Linie, jeder Strich und generell jede Form, von einem Menschen entstanden ist: Von einem Menschen, für einen Menschen.
...
XeQs

AMEN

[Crazy]

Original geschrieben von Andreas69

AMEN

Na ja, das ist schon fies - aber lies meins durch, da kommen wir der Sache recht nahe. Solche Leute verstehen es eben, sich selbst zu verkaufen! Darum sind sie ja auch auf diesen Positionen - er muss sich ja auch dem BMW-Vorstand recht gut verkauft haben!

Gruß Norbert

Über Geschmack läßt sich ja bekanntlich nicht streiten ... ich habe den Verdacht, dass der E65 mehr am Geschmack der amerikanischen Kundschaft orientiert wurde, denn die stellen den größeren Markt dar.
Und drüben sind die Fahrzeuge eben etwas ... klotziger.

Ist für mich demnach kein Wunder, wenn mich der E65 nicht anspricht ... ich habe mir rasch letztes Jahr noch einen schönen E38 (nach dem Facelift) zugelegt und freue mich jeden Morgen, wenn ich aus dem Fenster sehe.

Aber natürlich würde ich jeden mit Respekt behandeln, der die neue Form als attraktiv empfindet. Habe allerdings noch niemanden persönnlich kennen gelernt. Der Tenor im Bekanntenkreis ist eher "dann schon lieber die S-Klasse, die ist jetzt schlank und elegant im Vergleich" ...

Aber zurück zu CB: Ich bin auch im Vertrieb, noch dazu bei einer amerikanischen Firma und nur weil jemand Ausstrahlung hat (oder es erfolgreich vortäuscht), muss er noch lange nicht gute Arbeit leisten ... viele meiner amerikanische Kollegen haben mich auch auf den ersten Blick beeindruckt und beim zweiten Hinsehen ... naja, es lohnt sich eben doch, zwei Mal hin zu sehen.

Gruss
Fabian

[JRAV]

Hey, das ist ja mal ein toller Thread

@Xeqs,

ich finde deinen Bericht sehr interessant. Bei uns an der Uni gab es mal eine Veranstaltung über
den E65, einer der Referenten war soviel ich weiß der Chefentwickler (nicht Designer) des E65
(bei uns ging es mehr um die Technik), hat aber auch das Design sehr überzeugend erklärt.

Auch für mich war das Design erst sehr gewöhnungsbedürftig, und auch heute würde ich den Wagen
nicht unbedingt als schön empfinden, aber auf jeden Fall als sehr interessantes Design, mit dem man
sich aktiv auseinandersetzen muß, um sich ein Urteil bilden zu können.

Neben den alten BMW ist der E65 schon ein ungewohntes Bild, aber zusammen mit anderen Fahrzeugen
der neuen Reihen sieht das schon ganz anders aus. Und ja: das Design paßt natürlich viel besser nach
Amerika als ins "alte Europa", hebt sich aber trotzdem deutlich von US Fahrzeugen ab.

Man muß ihn halt so nehmen, wie er ist.

Die S-Klasse ist für sich genommen ein sehr schönes, gefälliges Auto, und es ist nicht unwahrscheinlich,
daß mein nächster ein schöner S500 W220 wird, da die Preise ja so langsam in bezahlbare Regionen
kommen.

Aber wie es mit den meisten Autos der Fall ist, die auf Anhieb gefallen, werden sie auch schnell langweilig,
und ich muß ehrlich sagen, daß ich einen A8 oder S auf den ersten Blick nicht von einem A4 oder C unterscheiden
kann.

Ein E65, Audi TT oder BMW Z4 ist dagegen auch nach Jahren noch interessant.

Mein heimlicher Designfavorit ist nach wie vor der Phaeton. So modern, elegant und zugleich bullig und
majestätisch kommt keine andere Oberklasse dahergeschwebt.

[Bearbeitet am 26.1.2004 um 02:48 von JRAV]

[XeQs]

Majestetisch ist genau das richtige Wort, wenn ich einen E65 auf "mich zu rollen" sehe. Elegant geschwungene Linien die trotzdem einen Bulligen und somit sicheren Eindruck vermitteln. Es ist einfach unglaublich schwer zu beschreiben. Aber nachts ist der neue E65 von hinten einfach unschlagbar. Diese neuen "Punktlichter" geben dem E65 ein völlig neues, schönes Ich. Sehr elegant!

Aber in einem Punkt muss ich dir widersprechen: Der Phaeton. In meinen Augen ist es einfach nur ein Breit -und Langversion des Passat...

[B12]

Ist es nicht müssig, darüber zu diskutieren wem er gefällt
und wem nicht ?
Design ist ein Mittel um Fahrzeuge zu verkaufen. Mehr nicht!
(Jedenfalls aus Sicht des Herstellers).
In der Geschichte des Autos konnte sich noch kein Design
auf Dauer behaupten, das eine ernstzunehmende Anzahl
Kunden abschreckt.

In Marktnischen (Turnschuh) kann man so etwas durchaus
mal versuchen, im Hauptabdsatzsegment nicht.

Gruss
Daniel

[E-Doe]

Original geschrieben von XeQs
... Chris Bangle, Chefdesigner der BMW Group AG ... kannte ihn davor nur von Fotos aus diversen Zeitungen. Er wurde von allen Seiten heftig kritisiert und teilweise sogar "verachtet".
... Mit einem soliden Englisch-Deutsch Mix riss er einen Witz nach dem anderen, seine Körpersprache war erste Klasse und seine Fähigkeiten im Gebiet "zeichnen", übertrafen alles. Nein. Er malte nicht nur irgendetwas auf die großen Blätter vor ihm, er ...

Ok, habe Herrn Bangle nie getroffen - offenbar ist er eine charismatische Persönlichkeit.
Muss er auch sein, es muss jemand sein, der das jeweilige Publikum, ob Designforum-Besucher oder Vorstand, mit seiner Person einnimmt, jemand der als Chefdesigner eine überzeugende Figur abgibt.

Denn die Arbeit kann es ja nicht sein.
Sorry, aber wozu vornehm drum herum reden:

Die E65 Heckklappe ist ein ästhetisches Fiasko.
Und beim 5er setzt sich der gleiche (Un-) Geist fort.
Leute, sie fahren uns diese Marke vor die Wand.

Woher kommt der Erfolg von BMW? Was ist der Markenkern?
Ich denke, das ist die Kombination von Leistung, Qualität - und Schlichtheit. BMW sah eben nie oberflächlich "geil" aus, musste nie krampfhaft "NEU" schreien - da war immer eine schlichte Eleganz, ein gewisses Understatement. Kombiniert mit dem Wissen, dass unter der Haube moderne, leistungsstarke Technik steckt.
Und das ist (war) es, womit die Leute sich identifizieren können: äusserlich elegant, aber zurückhaltend, die "wahren Werte stecken innen" - also gewissermassen eine charakterliche Tugend, die in dem Auto ausgedrückt wird, eine unausgesprochene Erfolgsformel.

Und jetzt? Was sagt diese Heckklappe (andere Designelemente auch, aber das Heck am deutlichsten)?
Da steckt zumindest drin: "Ich bin spezial".
Was immer der angebliche Zweck (Aerodynamik?) oder die gestalterische Begründung ist, dieses "spezial" kann man nicht weg diskutieren.
Und damit wird der Markenkern verlassen. Kann man ganz einfach so formulieren:
Wenn mehr Leute mit dem Selbstverständnis, dass sie "spezial" sind, das Geld zum Erwerb eines BMW verdienen, als Leute die mit "der wahre Kern steckt innen" unterwegs sind, dann ist es ja gut.

Aber 1. glaube ich nicht, dass diese Rechnung aufgeht (=> sinkende Marktanteile), und 2. bin ich selbst (damit) kein Kunde für den 7er, den 5er und leider wohl auch den neuen 3er mehr.

Und ich habe, ganz subjektiv, den Verdacht, was Herrn Bangle antreibt, das ist das gleiche, das auch andere Leute angetrieben hat, deren charismatische Auftritte ihr Umfeld lange Zeit fasziniert hat - Christoph Daum und Michel Friedman zum Beispiel.
Würde jedenfalls erklären, warum das BMW-Design so "spezial" geworden ist ...