BMW 7er, Modell E38 |
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05.03.2017, 16:20
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#1
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Neues Mitglied
Registriert seit: 19.12.2015
Ort: Ingolstadt
Fahrzeug: E34 525i 24V (07.94); E38 750i (04.98)
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V12 Reanimation
Hallo verehrte 7er Gemeinde,
mein Name ist Heinrich und ich wollte mich hier im Forum einmal vorstellen. Ich bin etwas über ein viertel Jahrhundert alt und arbeite in der Automobilbranche. Hier hat es mich immer gestört, dass ich für meinen Arbeitsbereich genügend Wissen mitbringe, ich von Fahrzeugtechnik allerdings trotzdem recht wenig Ahnung habe. Aus diesem Grund suchte ich seit Anfang 2015 nach einem V12 für wenig Geld und in brauchbarem Zustand, als Basis um ihn wieder Aufzubauen. Schließlich hat ein E38 Zwölfender so ziemlich alles an Technik und Elektronik was ein heutiger gut ausgestatteter Golf auch hat, mit dem Unterschied, dass der 750 eine wunderbare, bequeme und kultivierte Reiselimousine ist und das andere ein biederer langweiliger Golf, in grau mit einem 1,9TDI und Frontantrieb und eine Umweltsau obendrein - dafür aber 10 mal so teuer.
Ich hatte im Verlauf des vorletzen Jahres 5-7 Exemplare begutachtet, von denen so ziemlich alle die ersten Vorschläge auf mobile, Autoscout und co waren, wenn man nach Preis aufsteigend sortiert hatte. Meine utopische Vorstellung war es, einen V12 in fahrbarem Zustand, am besten noch mit TÜV für 1000€ zu ergattern. Ein solches Fahrzeug hatte ich sogar gleich als zweites Gefunden. Jedoch war der Wagen so heruntergeritten, dass alles in mir schrie: "NEIN - der ist bereits gestorben, er weiß es nur noch nicht." So vergingen die Monate, bis ich Ende 2015 das Thema V12 eigentlich bereits abgehakt hatte. Doch dann kurz vor Weihnachten erschien auf Ebay-Kleinanzeigen ein Inserat.
BMW E38 750i 04/98 322tkm erste Hand, Serviceheft lückenlos bis zum letzten Tag und auch noch in meiner Wunschfarbe, die ich gerne bei meinem E34 hätte - Oxfordgrün. Die Innenausstattung konnte ich auf den Bildern erkennen, war beige - was ebenfalls Begehrlichkeiten weckte. Zwei unschöne Beigeschmäcker gab es: der Standort wurde mit Harrislee angegeben. Eine Ortschaft nordwestlich von Flensburg. Und im Text stand etwas von einem nicht reparierten, nicht weiter beschriebenen Unfallschaden. Die Bilder waren eher schlecht, ließen aber auf einen leichten Streifschaden auf der rechten Seite schließen. Als Preis hatte der Mitarbeiter des Verwertungsbetriebes 1795€ veranschlagt. Nach einem Jahr der Suche war ich durchaus bereit diese Summe für ein Exemplar mit Potenzial auf den Tisch zu legen.
Ich rief den Mann an und die Informationen aus dem Gespräch ließen auf ein durchaus interessantes Fahrzeug schließen, dass es auf jeden Fall anzusehen lohnte.
Ich buchte eine Fahrt nach Flensburg mit dem Bus. Preis 33€ Reisezeit 15h Abfahrt 0:15Uhr; ja das sind Unchristlich Zeiten, jedoch für einen Konfessionslosen einmalig hinnehmbar.
Ich fuhr mit dem Bus nach Flensburg, doch leider hatte dieser etwas Verspätung. Als ich nun beim Auto ankam, das ungefähr 30m Luftlinie von der dänischen Grenze entfernt stand, war die Sonne leider schon so gut wie untergegangen. Ich begutachtete den Wagen in dem schwindenden Restlicht und fand tatsächlich nur einen leichten Streifschaden auf der rechten Seite. Der Kotflügel war etwas eingedellt, so wie die vordere Beifahrertür, bei der hinteren konnte man schon fast von einem geringeren Lackschaden sprechen. Der Innenraum war in sehr gutem Zustand - etwas schmutzig aber kein Vergleich zu den 5-6 Exemplare die ich bisher besichtigt hatte, mit teilweise deutlich geringerem Tachostand.
Der Motor startete sauber und lief rund, ich legte die Fahrstufe ein. Der Wagen machte einen Satz, der Gong ertönte und wies mich auf das Getriebenotprogramm hin. Da ich mich Tagelang im Forum hier belesen hatte, wusste ich, dass das Getriebe eines der beiden teuersten Schwachstellen des 750i VFL ist und sich dieses bei verstorbenen Druckbegrenzungskügelchen Anfangs genau auf diese Weise bemerkbar macht. Ich legte den Rückwärtsgang ein um zu überprüfen ob die Lamellen bereits gebrochen waren, was bei sehr langsamer Rückwärtsfahrt zu diagnostizieren ist. Der Wagen fuhr in normal Geschwindigkeit rückwärts. Die Lamellen schienen noch heil zu sein, jedoch musste ich es einsehen. Helfen konnte dem Getriebe jetzt nur noch ein Getriebeservice bei ZF, und von dem war hier keiner in der Nähe. Und ohne TÜV, ohne Kennzeichen und ohne dass die Batterie wegen wahrscheinlich defekter Lima nicht geladen wird, würde er da so schnell auch nicht hinkommen - ein Fehlschlag?
Ich machte mich auf den Weg zum Büro des Verwertungsbetreibers, um ihm dies mitzuteilen, als mich einer seiner Mitarbeiter abpasste und fragte was los sei. Ich erklärte ihm meine Beobachtungen und meine daraus geschlossenen Schlüsse und er meinte: "Ist wahrscheinlich Unterspannung der Batterie, ich hol mal ne andere".
Ja stimmt, ich wusste zwar nicht welche Ausmaße eine Batterie in so einem Wagen haben musste, die die drin war kam mir aber tatsächlich etwas klein vor. Ich ging zum Kofferraum: 65Ah - und die schien sie schon lange nicht mehr erreicht zu haben. Der Mitarbeiter brachte eine 85Ah die mehrere Tage am Ladegerät gehangen hatte. Wir tauschten sie und schon wurde das Licht der Innenraumbeleuchtung heller. Ich sprang in den Wagen, Schlüssel kurz auf Stufe 3 und der Motor sprang an - keine Notprogramme alles lief. Xenon eingeschaltet, weil es davor nicht angegangen war und auch das leuchtete - Hoffnung!
Da die Batterie immer noch nicht geladen wurde, die Sonne schon längst untergegangen war, gerade auch kein rotes Kennzeichen bereitstand und auch die Hebebühnen in Benutzung waren, verabredete ich mit dem Betreiber einen neuen Besichtigungstermin nach meinem Silvesterkurzurlaub und fuhr weiter per Zug nach Münster zu meiner Freundin.
Am 9.01.16 fuhr ich also wieder mit der Bahn an die letzte Ecke Deutschlands und kam dort auch mit genügend Tageslicht an. Die Eindrücke die ich damals in der Dunkelheit hatte wurden hier wieder bestätigt. Der Streifschaden war tatsächlich nicht so schlimm. Alle Teile waren austauschbar und sollten auch recht kostengünstig zu erwerben sein. Ich sah nun zum ersten Mal den Unterboden des 12enders. Obwohl an der Ostsee betrieben, sah es hier korrosionstechnisch gar nicht mal so schlecht aus. Auch keine Ölaustritte vom Getriebe oder Differenzial.
Beim Herumlungern im Motorraum, bei dem ich nun wirklich nicht wusste worauf ich achten sollte, blieb mir nichts anderes übrig als zu versuchen die üblichen Verdächtigen abzugrasen. Sifft die Zylinderkopfdichtung? - schwer zu sagen, man sieht sie so gut wie nicht. Sind die Zündkabel rissig? - schwer zu sagen, man sieht sie so gut wie nicht. Sind noch alle Stecker an der Lima dran? - schwer zu sagen, man sieht da so gut wie nichts. Der Motorraum war so verbaut, mehr als eine schnelle optische Durchsicht war für mich nicht zu machen. Ich hielt noch kurz die Hand an Beide KGEs, um zu Prüfen ob ich einen Luftzug spüre aber auch hier war alles in Ordnung. Etwas ist mir allerdings dann doch aufgefallen, ein Wunder das ich es überhaupt gesehen habe bei den Platzverhältnissen. Ein Ölschlauch wirkte arg ölich. Ich ließ den Motor an. Jepp, hier blutet es Öl. Ich versuchte das System einzugrenzen, welches hier Öl verlor und kam mit Hilfe der dänischen Bordliteratur auf die Hydraulik der Niveauregulierung. Ich hatte genug gesehen ich wollte fahren.
Ich bekundete mein Interesse und schlug eine Probefahrt vor.
Aus versicherungstechnischen Gründen sollte ich nur Beifahrer sein. Offenbar traute mir der Betreiber nicht zu die >300PS auf 2Tonnen mit Sommerreifen auf verschneiten Straßen sicher zu bewegen. Ich wusste zwar nicht was sein Mitarbeiter besser machen könnte als ich, schließlich wird sich die Physik bei ihm nicht anders verhalten als bei mir und ein Rallyfahrer schien er mir auch nicht zu sein aber was solls.
Die Probefahrt war kurz, da sich der Mitarbeiter wegen des aufdringlich leuchtenden Batteriesymbols nicht traute weiter weg zu fahren. Auf dieser kurzen Distanz ließ ich ihn einige kleine Manöver durchführen um mir ein Bild von Fahrwerk und Bremsen zu machen. Auch hier gab es nichts zu beanstanden. Kein Klackern, Scheppern oder Poltern. Bremsen zogen gleichmäßig, Lenkrad stand gerade. Er federte sanft, wippte aber nicht nach - ein Volltreffer?
Ich ging ins Büro des Betreibers. Seine Argumente waren gut, meine leider nicht besser - wir einigten uns auf 1600€. Ich hatte tatsächlich getan, ich hatte einen V12 gekauft.
Nach nun etwas über einen Jahr werde ich in den nächsten Posts berichten was ich alles repariert habe, was es gekostet und was noch weiter zu tun ist.
Allzeit Gute Fahrt und posting Ende
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06.03.2017, 13:19
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#2
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 07.09.2013
Ort: Rastede
Fahrzeug: e38-740i (01.98)e38-740i(10.94)e39-520i(06.01)
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Na da bin ich gespannt wie es Dir ergangen ist.
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Mfg Stephan.
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06.03.2017, 15:54
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#3
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Erfahrenes Mitglied
Premium Mitglied
Registriert seit: 18.08.2005
Ort: Aachen
Fahrzeug: 728i (E38) (02/96) BRC by Sonja S. (& Erich M.); 740iA (E38) (05/98) M62, BRC by Erich M.; 745iA (E65) (10/02) N62, Stargas
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Aber Oxford-grün ist er beileibe nicht ....
Zumindest nicht auf den Bildern .....
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Auch durch Vereinbarungen werden Kommunikationsregeln zur Vermeidung von Missverständnissen nicht außer Kraft gesetzt.
18 Jahre Mitglied im Forum: 18.08.05 - 17.08.23
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06.03.2017, 16:16
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#4
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seit 19.2.19 Nichtraucher
Premium Mitglied
Registriert seit: 23.05.2009
Ort: Kappel |bei VS
Fahrzeug: E38 - 740d Bj.12/99, Suzuki Ignis 04/20, Iveco Daily 70C17Bj. 11, Dacia Dokker Express Bj. 03/17, Piaggio X9 500 Bj. 01, TEC 585 Ducato244 m.4HP20
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06.03.2017, 16:38
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#5
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Schoppetrinker
Registriert seit: 02.10.2006
Ort: Meckenheim/Pfalz
Fahrzeug: E36 M3/B 3,2 Cabrio Bj.1996. E38 740i Bj.02.1998, VIN:DK68388
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Na dann viel Spaß mit dem Dicken
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Das M3/B Cabrio Der E34 Touring Der E38
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06.03.2017, 17:09
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#6
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5972cm³ Klimawandler
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.09.2006
Ort: Korntal-Münchingen
Fahrzeug: BMW E66 760Li Bj 09/2006, E31 850Ci Bj 05/1991
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Ich bin mal gespannt
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06.03.2017, 17:55
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#7
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 21.06.2016
Ort: Cham
Fahrzeug: BMW E65 750i 12/05 Monacoblau
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Viel Spaß damit, aber wenn immer so viel Text ist, lese ich bald nicht mehr mit
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06.03.2017, 20:49
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#8
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Lernfähiges Mitglied
Registriert seit: 10.02.2011
Ort: Langenhagen
Fahrzeug: C6, R1200RT
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Sehr gespannt, wie viel der 1600 € V12 am Ende gekostet hat, bis er so ist wie du ihn haben willst.
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06.03.2017, 22:12
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#9
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5972cm³ Klimawandler
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.09.2006
Ort: Korntal-Münchingen
Fahrzeug: BMW E66 760Li Bj 09/2006, E31 850Ci Bj 05/1991
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Ich finde es cool, dass jemand sowas macht.
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06.03.2017, 23:28
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#10
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www.radio-piraten.com
Registriert seit: 27.06.2007
Ort: Lauf
Fahrzeug: Personenkraftwagen
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MFG
Hannes
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