Werfen Sie einen Blick in das BMW Museum in München und
betrachten den 7er als Querschnitts-modell. Außerdem wird ein kurzer Blick
auf die BMW Geschichte geworfen.
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08.06.2009 Vor 70 Jahren: Doppelsieg der Kompressor BMW bei der Tourist Trophy.
München. "Wenn man mich nach dem eindrucksvollsten Erlebnis meiner
motorsportlichen Laufbahn fragt, so schweifen meine Gedanken unwillkürlich
zurück in das Jahr 1939, nach jener klassischen Insel in der Irischen See, auf
der seit fast einem Jahrhundert das weltbekannte Tourist-Trophy-Rennen, die
schwerste Konkurrenz, die der internationale Rennsport kennt, ausgetragen wird."
1948 erinnerte sich der Autor dieser Zeilen an seinen "schönsten Sieg", der
heute 70 Jahre zurückliegt und längst zur Legende wurde: Georg "Schorsch" Meier
auf seiner BMW Kompressormaschine war der erste Nicht-Brite, der die Senior
Tourist Trophy gewann.
BMW 255 Kompressor TT - BMW Meilenstein
Dieser Triumph war der Höhepunkt einer langen Entwicklung. Die
Kompressor-technik wurde von BMW bereits Ende der 20er Jahre im
Motorradrennsport erprobt. Mit Hennes Weltrekordfahrten von 1929 hatten die
aufgeladenen Motoren ihre große Bewährungsprobe eindrucksvoll bestanden. Obwohl
die neue Technik noch nicht ausgereift war und man bei einigen Rennen noch auf
Saugermotoren zurückgriff, wurden 1929 auch auf der Straße erste Erfolge
eingefahren: Hans Soenius in der 500er- und Josef Stelzer in der 750er Klasse
fuhren 1929 die ersten Meisterschaften mit aufgeladenen Motoren ein.
Schorsch
Meier bei der Tourist Trophy (Senior TT) 1939
1935 erschien dann die zweite Generation von Kompressorwerksmotorrädern, mit
dem modernen geschweißten Rohrrahmen, wie er ein Jahr später bei den Modellen R
5 und R 6 auch in der Serie verbaut wurde. Der Motor, nun mit jeweils zwei durch
Königswellen angetriebenen, obenliegenden Nockenwellen, und das fußgeschaltete
Vierganggetriebe waren ebenfalls komplette Neuentwicklungen.
1937/38: erfolgreich auf der Rundstrecke.
Karl Gall und Ludwig "Wiggerl" Kraus waren die Fahrer der ersten Stunde, in
der folgenden Saison verstärkte Otto Ley die BMW Werksmannschaft. In der Saison
1937 erhielten die Motorräder die bei den Sechstagefahrten erprobte
Hinterrad-federung, womit auch die letzten Nachteile gegenüber der
internationalen Konkurrenz ausgeglichen waren. Gall und Ley avancierten zu den
erfolgreichsten Fahrern der 500-ccm-Klasse. Mit Jock West startete erstmals auch
ein englischer Fahrer für das BMW Werksteam und überraschte mit seinem Sieg beim
Ulster-Grand-Prix in Nordirland.
Die Europameisterschaft, die in diesem Jahr letztmalig in einem Rennen
ausgetragen wurde, verpasste BMW hingegen knapp, als Karl Gall beim Großen Preis
von Europa im schweizerischen Bern in Führung liegend ausschied. Ihre
erfolgreichste Saison auf Rundstrecken hatte die Kompressor BMW 1938, als der
Geländefahrer Georg Meier seine erste Saison im Straßenrennsport bestritt: Er
gewann die Großen Preise von Deutschland, Belgien und Italien sowie die
holländische Tourist Trophy und siegte in Hockenheim, in Nürnberg und beim
Eilenriede-Rennen. Damit sicherte er sich die Europa- und die Deutsche
Meisterschaft.
Stationen
einer Entwicklung, 1939: "Senior Tourist Trophy" - Sieg für Georg Meier auf
seiner BMW Kompressor
Doch das Jahr 1938 hatte auch schwarze Tage gehabt. Jene auf der Isle of Man.
Drei Motorräder hatte BMW zur Senior TT auf die Isle of Man geschickt, neben
Georg Meier gingen der Engländer Jock West und der Österreicher Karl Gall an den
Start. Gall verunglückte im Training schwer, und Georg Meier fiel wegen eines
Defekts an der Zündkerze bereits in der ersten Runde aus. Mit dem fünften Platz
gelang Jock West immerhin noch ein Achtungserfolg für BMW. Er hatte sich damit
sogar um einen Platz gegenüber seinem Vorjahresergebnis verbessert.
Jetzt erst recht: sorgfältige Rennvorbereitungen 1939.
"Das entmutigte uns aber keineswegs, im darauffolgenden Jahre mit dem
gleichen Werksteam erneut an diesem schwierigen Rennen teilzunehmen", notierte
Meier. "Begleitet von dem kleinen Kreis der Rennabteilung waren wir rechtzeitig
In Douglas eingetroffen; da das offizielle Training vierzehn Tage vor Rennbeginn
einsetzte. Schon in aller Frühe, im Zwielicht des anbrechenden Tages, jagte man
über die Strecke des etwa 60 Kilometer langen, wechselvollen Inselkurses, der,
von dem Nimbus umwoben, nur ein Brite könne dort siegen, wie kaum ein anderer
höchste Konzentration vom Fahrer verlangt. Abgesehen von den Teilnehmern,
einigen wenigen Funktionären und den unermüdlichen Mechanikern und Helfern war
die Strecke völlig menschenleer – noch ohne die anfeuernden Zuschauer."
Doch die Kompressormaschinen aus Deutschland wurden genauestens beobachtet.
Schließlich waren die BMW RS 500 des Typs 255 nicht zu unterschätzen: Aus 492
ccm Hubraum entwickelten sie dank der mechanischen Aufladung 60 PS bei 7.000
U/min. Um diese hohen Dreh zahlen in den Griff zu bekommen, führten Königswellen
in die beiden Zylinderköpfe, wo je zwei obenliegende Nockenwellen den Gaswechsel
steuerten. Dank des niedrigen Gewichts von 138 kg rannte die Kompressor BMW über
220 km/h schnell, wenn sich der Fahrer tief duckte. In der TT-Zeitschrift
erschienen nur Stunden nach dem Training bereits exakte Analysen der drei Fahrer
und ihrer gemessenen Geschwindigkeiten.
Schwerer Rückschlag: Karl Gall verunglückt tödlich.
Jock
West bei der Tourist Trophy (Senior TT) 1939
Für Karl Gall endete die TT 1939 tragisch, bevor sie gestartet wurde. Er
stürzte am 2. Juni 1939 erneut schwer im Training beim Sprung über die Ballaugh
Bridge. Dabei erlitt er diesmal so schwere Verletzungen, dass er elf Tage darauf
starb. Die Tourist Trophy hatte einmal mehr ihre Rolle als härtestes
Straßenrennen der Welt bewiesen.
Dennoch entschloss sich BMW, an dem Rennen teilzunehmen. "Mit großer
psychischer Belastung ging ich am Renntage an den Start, der einzeln mit 30
Sekunden Abstand erfolgte", erinnerte sich Georg Meier an den 16. Juni 1939.
Dennoch fuhr Meier wie entfesselt. Bereits in der ersten Runde stellte er eine
neue Rekordzeit auf und hatte sich auf Platz eins vor seine 42 Konkurrenten
geschoben. In Runde zwei packte er noch mal einen Rundenrekord drauf und
verbesserte seine eigene Bestzeit erneut: "Ohne wesentliche Zwischenfälle
durchfuhr ich die sieben Runden, erhielt in jeder Runde günstige
Positionszeichen von der Boxe, war also über den Stand der Dinge genau im Bilde.
Das zweimalige Tanken mit einem Aufenthalt von etwa je 17 Sekunden, wobei die
Brille gewechselt und schnell ein erfrischender Trunk genommen wurde, klappte
gut. Und dann, endlich, nach 2 Stunden 57 Minuten kam der Mann mit der
schwarzweiß-karierten Flagge, um mich als Sieger abzuwinken! Ich hätte meine
treue Maschine mit den weißblauen Farben am Tank, die abgesehen von den vielen,
vielen Fliegen am Windschutz, ohne Ölspuren oder irgendein Zeichen des
überstandenen schweren Rennens wie neu aus dem Laden blinkte, am liebsten
streicheln mögen." Seine Durchschnitts-geschwindigkeit betrug exakt 143,723 km/h
und sorgte für eine Sensation. Mit rund zwei Minuten Rückstand donnerte Jock
West mit seiner Kompressormaschine ins Ziel und machte den Doppelsieg für BMW
perfekt: Über eine halbe Minute trennte ihn vom Drittplatzierten F. L. Frith auf
einer Norton.
Geschlagen nur vom Reglement.
Spätestens jetzt galt die BMW Kompressor als unschlagbar. Als nach dem
Zweiten Weltkrieg die deutschen Fahrer zunächst vom internationalen Rennsport
ausgeschlossen waren, gingen sie bei nationalen Wettkämpfen weiterhin mit ihren
Kompressormotorrädern an den Start. Meistens sahen die Ergebnislisten BMW vorne,
und Georg Meier konnte sich mit seiner Kompressor – die er, in einem Heustadel
versteckt, über den Krieg gerettet hatte – die Deutschen Meisterschaften der
Jahre 1947 bis 1950 sichern. In diesen vier Jahren flossen einige Änderungen in
die Werksrennmaschinen ein, bevor dann im September 1950 am Grenzlandring das
letzte nationale Rennen mit Kompressormotorrädern stattfand. Die deutschen
Hersteller und Fahrer durften nun wieder am internationalen Sportgeschehen
teilnehmen, aber hier galt bereits seit 1945 ein Verbot für aufgeladene Motoren.
Deshalb wurden einige der Kompressormotorräder auf Saugerbetrieb umgebaut.
BMW
Motor Typ 255 mit Kompressor
Die Weiterentwicklungen und Umbauten der Nachkriegszeit führten dazu, dass
von den wenigen noch existierenden Werksrennmaschinen nahezu keine mehr den
Vorkriegszustand haben. So weist auch die seit Jahren im BMW Museum ausgestellte
Maschine die Modifikationen der letzten Einsätze auf. Die Renn-maschine im
Vorkriegs-Trimm war bekannt, doch deren berühmter Vorbesitzer bewegte das
Motorrad selbst mit großer Freude regelmäßig auf Rennver-anstaltungen und dachte
lange Jahre nicht daran, sich von ihm zu trennen: John Surtees, der einzige
Rennfahrer, der sowohl Formel-1- als auch Motorrad-Weltmeister wurde. Er hatte
die BMW Anfang der 80er Jahre in zerlegtem Zustand gekauft und mit großem Sinn
für Originalität behutsam restauriert. Mittlerweile ist diese Maschine an ihren
Ursprungsort zurückgekehrt und wird regelmäßig bei historischen Veranstaltungen
gefahren.
Quelle: BMW Presse-Information vom 08.06.2009; Video ergänzt 2016