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Alt 07.08.2003, 12:02   #11
Maschi
Erfahrenes Mitglied
 
Registriert seit: 29.11.2002
Ort: Hamburg
Fahrzeug: BMW 528iA Touring
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Moin,

danke für die "Pauschalwatschen" zum Thema Werbung! Schön, wenn so differenziert über eine Berufsgruppe hergefallen wird...

Aber, keine Sorge, ich nehme es mit Humor, bei vielen Produkten meiner geschätzten Kollegen kann man ja kaum anderer Meinung sein.

Ach ja, es gibt so viele Probleme, vor die man als Werbemensch gestellt wird, da kann zum Teil auch nur Mist dabei herauskommen. Wenn Ihr mal das eine oder andere Briefing sehen könntet, das mir und anderen von Kunden gegeben wird, könntet Ihr den einen oder anderen Komplettverlust besser verstehen.

Und nicht nur beim Fotografen ist es so, wie Gerrit es zutreffend beschrieben hat, es ist überall viel Mogel dabei. Natürlich auch nicht erst seit Neuestem. So ist es zum Beispiel interessant, sich alte BMW Kataloge anzuschauen. Zum Beispiel sind alle E23 in den Katalogen für das Fotoshooting vorn etwas tiefer gelegt worden, entweder real oder nachträglich in der Elektronischen Bildbearbeitung. Damit die "Sportbootoptik" nicht so stark heraussticht.

Eins der größten Probleme ist auch oft, dass gewisse Zielgruppen (insbesondere die Massen) nur ein bestimmtes Niveau vertragen (zumindest angeblich). Da gilt das Prinzip "KISS" (Keep It Simple and Stupid), denn auch der letzte Honk soll die Botschaft noch raffen können. Ich persönlich bin allerdings der Meinung, dass dieses Prinzip der direkte Weg in die Bedeutungslosigkeit ist.

Wie schön und herzerfrischend wäre es doch, wenn die deutschen Auftraggeber ein bisschen mutiger wären, so wie z.B. viele Engländer, Skandinavier oder auch die Brasilianer. Was dort teilweise an genialer Werbung entsteht, ist für uns schon manchmal beschämend...

Zum Abschluss aber noch eine traurige Erkenntnis, die das bisher Geschriebene arg in Zweifel stellt. Ihr alle kennt die unsägliche Lotteriewerbung, die uns regelmäßig per Hauswurfsendung ereilt. Ich habe mal in einer Agentur gearbeitet, wo eine ganze Abteilung nur mit dieser Art Werbung beschäftigt war (zum Glück nicht meine...). Die Wurfsendungen werden sehr akribisch ausgewertet (Responsequoten, Direktbestellungen). Außerdem werden immer verschiedene Entwürfe gegeneinander getestet. Die besten Quoten erreicht man mit den schlimmsten Layouts und Texten. Während meiner Zeit in der Agentur waren die absoluten Quotensieger zwei Titelmotive:

1. Eine freundliche Bikini-Schönheit räkelt sich auf der Fronthaube eines 911er Cabrio
2. Der Titel lehnt sich in der Optik und im Textstil an die Bildzeitung an

Diese beiden Titel hatten Responsequoten, die 1. 2/3 und 2. 1/3 über allen anderen lagen!!!

So viel zur Werbeerfolgskontrolle und den Konsequenzen, die daraus gezogen werden...

Grüßerchen vom Volksverar***er aus Hamburg!

M.

[Bearbeitet am 7.8.2003 um 12:02 von Maschi. Grund: räkeln, nicht rekeln, oder?]
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