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Alt 27.07.2004, 15:14   #4
Moppel
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Tja, möglicherweise handelt es sich hier um einen Konstruktionsfehler von VDO (Hersteller des Stellmotors). Vorweg aber eine ganz kurze Anleitung zur Demontage des Stellmotors, vielleicht ist es ja mal für einen von Euch hilfreich:
  • Türverkleidung abnehmen (wurde schon mehrfach beschrieben).
  • Seitenairbag abnehmen und Dämmmatte von links oben aus abziehen.
  • Stecker mit drei Kabeln (schwarz, weiß, blau) abziehen (wird nach unten abgehebelt). Das blaue und weiße Kabel bilden während das Schließvorgangs den Stromkreis. Die Polarität hängt davon ab, ob geöffnet oder geschlossen wird. Hier kann man schon mal prüfen, ob vielleicht ein Kabel gebrochen ist.
  • Der schwarze Kasten, auf dem der Stecker saß, ist der Stellmotor. Er ist einfach von oben aufgesteckt und wird von einem seitlichen äußeren Plastikhaken (also von der Türverkleidung aus gesehen auf der Rückseite) festgehalten. Dieser wird mit einem Schraubenzieher zur Seite gehebelt. Am besten benutzt man einen Taschenspiegel, um ihn zu treffen. Mit einem zweiten Schraubenzieher kann der Stellmotor dann von unten hochgehebelt werden.
  • Vorschlag: sobald der Stellmotor ausgebaut ist, solltet Ihr den Stecker wieder anklemmen und testen, ob der Motor funktioniert. Wenn Ihr das bei geöffneter Tür machen wollt, drückt mit dem Finger das Türschloss nach unten, damit die Elektronik denkt, die Tür sei zu. Ansonsten wird sich wohl kaum was rühren...
  • Falls Ihr den Stellmotor öffnen möchtet, um ihn zu begutachten und ggf. neu zu schmieren: die schwarze Verkleidung ist mit Haken an den Längsseiten gesichert. Schraubenzieher gleichzeitig links und rechts zwischen Verkleidung und Innenrahmen stecken, an der Steckerkupplung anfassen und nach oben rausziehen.

Jetzt zur Lokalisierung des eigentlichen Problems. Sobald der Motor vom Schloss abgenommen war, lief er wieder. Ich habe ihn aufgemacht und neu geschmiert. Mir fiel dabei kein Verschleiß auf. Allerdings machte ich eine interessante Entdeckung: Ein kleiner E-Motor treibt eine Gewindestange an, auf der ein Schlitten mit zwei seitlichen, sichelförmigen Fortsätzen läuft. Am einen Ende der Laufbahn drückt der Schlitten im Vorbeifahren einen seitlichen Mikroschalter nieder. Dieser Schalter signalisiert, dass der Schlitten eine Endstellung erreicht hat, worauf der Motor gestoppt wird. Ich habe die Welle langsam von Hand gedreht und festgestellt, dass der Schlitten um die Längsachse (durch die die Welle läuft) kippelt, da er hier nicht genügend seitliche Führung hat. Dadurch liegt der Mikroschalter nicht über den gesamten Weg hinweg am Schlitten an und ist nicht permanent niedergedrückt. Ich konnte aber keinen sichtbaren Abrieb feststellen. Also kein Verschleiß sondern Fehlkonstruktion?)
Was heißt das in der Praxis? Ich stelle mir das so vor: Der Schlitten läuft beim Schließen auf den Schalter auf und hält an. Durch die Trägheit hält er aber nicht abrupt, sondern läuft noch ein kleines Stück weiter, wo der Kontakt zwischen Schlitten und Schalter schlechter ist. Wird beim nächsten Mal geöffnet, ist das nicht schlimm, denn er läuft zurück. Wird aber stattdessen nochmals auf "Schließen" gedrückt (z.B. weil man mit Komfortschließung das Schiebedach zumachen will oder schon in der Haustür steht und nicht mehr weiß, ob man das Auto wirklich abgeschlossen hat), läuft der Schlitten weiter, bis er das nächste Mal Kontakt mit dem Schalter hat. In der Konsequenz läuft der Schlitten also mehr oder weniger über die eigentliche Endposition hinaus. Je wackeliger der Schlitten ist (bzw. wird), desto schneller passiert so etwas, vielleicht sogar bei jedem Schließvorgang.
Aber was ist so schlimm daran, dass der Schlitten ein bißchen weiter läuft? Nun, eine der beiden "Sicheln" am Schlitten drückt mit ihrer Wölbung gegen einen ebenfalls sichelförmig gebogenen, gefederten Hebel des Schlosses, wodurch dieser bewegt wird. Läuft der Schlitten zu weit, verkannten sich die die "Sicheln". Es kommt zu den typischen Symptomen: Der Stellmotor gibt keinen Mucks von sich (kann er auch nicht, da der Schlitten eingekeilt ist); und wenn der bewußte Schlosshebel verkehrt steht, funktioniert der Türpin nicht, d.h. er rastet nicht ein.

Ich fasse mal kurz zusammen:
Das entscheidende Indiz, dass es sich bei Euch um dasselbe Problem handelt, ist der nicht einrastende Türpin.
Die Lösung besteht darin, den Stellmotor auszubauen, anzuklemmen, in Stellung "offen" zu fahren und wieder einzubauen.
Ich glaube, dass es helfen wird, wenn Ihr darauf achtet, nicht mehrmals nacheinander auf "Schließen" zu drücken, ohne zwischendurch auch mal zu entriegeln. Das kann ich aber nicht mit Sicherheit sagen, sondern muß das in Zukunft beobachten.
Als technische Lösung wäre es vielleicht denkbar, den Abstand zwischen Schlitten und Mikroschalter zu verkürzen, um die Unterbrechungen des Kontakts zu vermeiden. Alternativ könnte man vielleicht auf der gegenüberliegenden Seite eine Schiene einkleben, die die Führung des Schlittens verbessert.
Es könnte natürlich auch sein, dass sich die beiden Hebel aus einem anderen Grund verkanntet haben, und es nichts mit dem Mikroschalter zu tun hat. Es glaubten ja auch schon viele, die Lösung für das Pixelfehler-Problem gefunden zu haben

Gruß,

Kay
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