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01.10.2003, 14:15
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#1
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V8 Connaisseur
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.03.2003
Ort: Worms
Fahrzeug: E32-730i -V8 M60 05-92
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Kleine Einführung in die (Fahrzeug-)Lederkunde
Hallo Freunde,
da einige von Euch bestimmt in unseren hochwertigen Fahrzeugen eine Lederinnenausstattung haben, dachte ich, es interessiert Euch mal, ein wenig mehr über diese mystische Tierhaut zu erfahren.
Leder ist per Definition haltbar gemachte Tierhaut, wobei durch einen chemischen Prozeß (um Mißverständnisse zu vermeiden, auch eine Naturgerbung ist in diesem Zusammenhang ein Chemischer Vorgang) die Fleischfaser in eine Lederfaser umgewandelt wird.
Die erste, wichtige Unterscheidung der Leder wird im allgemeinen nach den Lederarten getroffen: Nappa, Nubuk und Velours, da man aus JEDER Haut alle drei Lederarten gewinnen kann (dies schließt grundsätzlich auch exotische Leder ein).
Es wird immer wieder gefragt, welches das beste Leder sei - dies läßt sich unmöglich pauschal beantworten, da es von jedem Leder hervorragende und mieserable Qualitäten gibt, sich aber von der Lederart her gleich nennt. (hier sei der Vergleich mit Riesling angeführt, jedem ist klar, daß es mieserable und hervorragende Rieslinge gibt - allerdings tragen alle die Bezeichnung Riesling und keiner würde behaupten, Riesling sei der beste Wein ).
Zusätzlich können jedem Leder durch die Gerbung sehr unterschiedliche Eigenschaften anerzogen werden und für den gewünschten Einsatzbereich gibt es mehr oder weniger geeignete Leder. Auch ist die Stärke des Leders ("mein Lederbezug ist eine super-Qualität, das Leder ist schön dick" keinerlei Hinweis auf die Qualität geben - die Dicke kann innerhalb weiter Bereiche je nach Leder frei bestimmt werden.
Nappa ist ein Leder, bei dem man die Narbenseite (also die dem Körperinneren abgewandte Seite) ohne Fell erhalten hat. Für die Bekleidung haben hier vor allem Lammnappa und Rindnappa die allergrößte Bedeutung, ferner ist noch Ziegennappa von Bedeutung. Für Fahrzeugleder findet fast ausschließlich Leder vom Rind Verwendung. Meist wird hier die Nappazurichtung gewählt und die Narbenoberfläche noch mit einer pigmetierten Deckschicht versehen.
Veloursleder erhält man, wenn die Fleischseite geschliffen wird. Hauptsächlich Ziegenvelours ist neben geringeren Mengen an Rindvelours, Lammvelours und an einer größeren Menge an Schweinsvelors (auch marketingmäßig aufgepeppt als Pig-Velours, Porc-Velours oder Pig-Suede bezeichnet), daneben gibt es noch im unteren Bereich Pig-Splitt, ein noch minderwertigeres Schweinsöleder, ein Spaltleder der Unterhaut (von dem man also den besseren Teil schon abgespaltet und anderweitig verwertet hat), welches noch weniger rißbeständig ist als das ohnehin schon wenig rißbeständige Schweinsvelours. Diese Leder finden allerdings in Fahrzeugen normalerweise keine Verwendung.
Nubukleder ist ein auf der Narbenseite, also der Nappaseite geschliffens Leder, hier ist vor allem Rindnubuk und Lammnubuk zu benennen. Für den Fahrzeugbereich findet gelegentlich auch Rindnubuk Einsatz als Polsterleder.
Man hört gerade im Zusammenhang mit Ledern in Fahrzeugen immer wieder dass das Leder kalt und unangenehm sei. Dies liegt nicht am Leder, sondern das kalte ist die (unnatürliche) pigmentierte Deckschicht, die man auf die Oberfläche der Leder aufgetragen hat. Leder "greift" sich von Natur her nämlich alles andere als kalt an, sondern immer angenehm.
So, das soll es mal zur Einführung gewesen sein, wenn Ihr noch Fragen habt: Jederzeit gerne! Falls Interesse besteht, schreibe ich dann auch gerne noch einen Beitrag über die Pflege von Leder.
Wenn Ihr Fragen über Lederprobleme und Reparaturen habt, immer her damit! (auch ausgefallene)
Viele Grüße
Harry, the Leatherdoc, der beruflich täglich mit Leder zu tun hat.
[Bearbeitet am 1.10.2003 um 14:19 von DVD-Rookie. Grund: Tippfehlerteufel]
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01.10.2003, 14:40
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#2
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Mitglied
Registriert seit: 11.06.2003
Ort: DD
Fahrzeug: E38 750iL
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Toller Thread. Auf den hab ich schon lange gewartet. Wirklich.
Grad beim unseren E32 mit etwas mehr Laufleistung und Alter ist ja das Leder dann nach einer Weile doch nicht mehr soooo schön.
Naja, mein Leder ist am Fahrersitz auf der Außenseite (klar, logisch, wo sonst) mittlerweile etwas rissig. Außerdem find ich das helle silbergrau nicht wirklich chic. Kann man da was machen? Also entweder Farbe ändern (mmh, schwarz fänd ich schön, oder ein dunkles braun) oder kann man wenigstens die Risse kitten und/oder nachfärben. Hab da mal was von "Flüssig-Leder" gehört. Taugt das was? Kann man das auch mit zwei linken Händen und alles Daumen? (Oder sollte ich lieber sagen "mit unsensiblen Klodeckel-Händen" )
Gruß,
Freddi (der nur allzugern deinen Wunsch nach Fragen erfüllt...)
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01.10.2003, 15:18
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#3
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 19.08.2003
Ort:
Fahrzeug: E32 750i
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Zitat:
Original geschrieben von DVD-Rookie
So, das soll es mal zur Einführung gewesen sein, wenn Ihr noch Fragen habt: Jederzeit gerne! Falls Interesse besteht, schreibe ich dann auch gerne noch einen Beitrag über die Pflege von Leder.
Wenn Ihr Fragen über Lederprobleme und Reparaturen habt, immer her damit! (auch ausgefallene)
Viele Grüße
Harry, the Leatherdoc, der beruflich täglich mit Leder zu tun hat.
[Bearbeitet am 1.10.2003 um 14:19 von DVD-Rookie. Grund: Tippfehlerteufel]
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Bravo, bester Beitrag seit langem!!!
Die Pflegetips würden mich auch brennend interessieren.
Diesbezüglich habe ich auch eine Frage: und zwar habe ich mein Gestühl vor einigen Wochen mal mit Lederpflege eingerieben, sah auch richtig gut und "neu" aus, aber nur 1 oder 2 Tage lang. Momentan sieht das Leder wieder aus wie vorher (=ungepflegt).
Ist das normal so oder habe ich nur das falsche Produkt benutzt? War irgendso ein Lederfett (?) mit Bienenwachs (hat auch genauso gestunken)
Was empfiehlst du denn so?
Gruss,
René
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01.10.2003, 16:08
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#4
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 18.02.2003
Ort:
Fahrzeug: Seat Toledo V5 und Mercedes W124 E420 V8
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Bravo! Tolles Thread.
Wie bei Freddi, mein Leder an die Vordere Sitze is etwas rissig, was kann man da tun?
Grüsse,
Felipe
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01.10.2003, 16:18
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#5
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 16.06.2002
Ort: Bayern
Fahrzeug: BMW-735iA BJ6/91 EML/ASC+T/K /BMW G11 750ix
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01.10.2003, 16:26
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#6
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V8 Connaisseur
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.03.2003
Ort: Worms
Fahrzeug: E32-730i -V8 M60 05-92
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@ Freddi
Zitat:
Original geschrieben von Freddi
Toller Thread. Auf den hab ich schon lange gewartet. Wirklich.
Grad beim unseren E32 mit etwas mehr Laufleistung und Alter ist ja das Leder dann nach einer Weile doch nicht mehr soooo schön.
Naja, mein Leder ist am Fahrersitz auf der Außenseite (klar, logisch, wo sonst) mittlerweile etwas rissig. Außerdem find ich das helle silbergrau nicht wirklich chic. Kann man da was machen? Also entweder Farbe ändern (mmh, schwarz fänd ich schön, oder ein dunkles braun) oder kann man wenigstens die Risse kitten und/oder nachfärben. Hab da mal was von "Flüssig-Leder" gehört. Taugt das was? Kann man das auch mit zwei linken Händen und alles Daumen? (Oder sollte ich lieber sagen "mit unsensiblen Klodeckel-Händen" )
Gruß,
Freddi (der nur allzugern deinen Wunsch nach Fragen erfüllt...)
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Hallo Freddie,
ja, das mit dem rissigen Fahrersitz kommt daher, daß das Leder ausgetrocknet (zuwenig Fett) ist und dann wie unsere Haut spröde und brüchig wird. Dagegen kann man aber etwas machen. Vielleicht postest Du einfach mal ein Foto, denn je nachdem wie schlimm die Sache ist, kannst Du es selbst machen, oder Du mußt eben mal mit Deinem Sitz vorbeikommen. Das Flüssigleder taugt übrigens wirklich was, aber richtig gut wirds nur mit Werkstattmitteln und dazu muß der Sitz ausgebaut werden. In Selbsthilfe wirst Du immer Spuren sehen - aber vielleicht ist Flüssigleder gar nicht notwendig, wenn die Risse nur oberflächlich und klein sind.
Umfärben kann ich Dir das in der Werkstatt zwar ohne Probleme in schwarz oder dunkelbraun und das Ergebnis ist auch wirklich sehr schön, doch ich empfehle Umfärben nicht so gerne, denn man kann bei Nappa nicht in die Tiefe hineinfärben und wenn Du mal einen richtigen Kratzer abbekommst, bei dem die Deckschicht abgekratzt wird, schimmert die alte Farbe wieder durch. Dann kann man allerdings in Selbsthilfe mit einer Tönung die Stelle wieder abdecken, aber das sollte vorab gesagt werden.
Viele Grüße
Harry
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01.10.2003, 16:32
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#7
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V8 Connaisseur
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.03.2003
Ort: Worms
Fahrzeug: E32-730i -V8 M60 05-92
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@ Indy
Zitat:
Original geschrieben von indy
Zitat:
Original geschrieben von DVD-Rookie
So, das soll es mal zur Einführung gewesen sein, wenn Ihr noch Fragen habt: Jederzeit gerne! Falls Interesse besteht, schreibe ich dann auch gerne noch einen Beitrag über die Pflege von Leder.
Wenn Ihr Fragen über Lederprobleme und Reparaturen habt, immer her damit! (auch ausgefallene)
Viele Grüße
Harry, the Leatherdoc, der beruflich täglich mit Leder zu tun hat.
[Bearbeitet am 1.10.2003 um 14:19 von DVD-Rookie. Grund: Tippfehlerteufel]
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Bravo, bester Beitrag seit langem!!!
Die Pflegetips würden mich auch brennend interessieren.
Diesbezüglich habe ich auch eine Frage: und zwar habe ich mein Gestühl vor einigen Wochen mal mit Lederpflege eingerieben, sah auch richtig gut und "neu" aus, aber nur 1 oder 2 Tage lang. Momentan sieht das Leder wieder aus wie vorher (=ungepflegt).
Ist das normal so oder habe ich nur das falsche Produkt benutzt? War irgendso ein Lederfett (?) mit Bienenwachs (hat auch genauso gestunken)
Was empfiehlst du denn so?
Gruss,
René
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Hallo René,
welche Pflege hast Du denn verwendet? Und welche Art von Ergebnis möchtest Du sehen, soll das Leder lieber matt oder lieber glänzend aussehen?
BTW: Habt ihr das auch schon mal gesehen, man setzt sich in ein lederbezogenes Auto und es quietscht außergewöhnlich stark? Nun das liegt meist an einem Pflegemittel, das Wachs oder zuviel Wachs enthält! Lösung: Reinigungsmittel (meist reicht eine spezielle Reinigungsmilch) und mit wachsfreiem Fett neu einpflegen und fertig. Allerdings knirscht ein Nappaleder durch die Deckschicht immer ein wenig.
Gruß
Harry
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01.10.2003, 16:34
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#8
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V8 Connaisseur
Premium Mitglied
Registriert seit: 25.03.2003
Ort: Worms
Fahrzeug: E32-730i -V8 M60 05-92
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@ Felipe
Hi und einen Extragruß nach Spanien!
Wie schon im Beitrag an Freddie geschlidert, poste ein Foto, dann kann ich Dir sagen, wie man die Risse wegbekommt.
Viele Grüße aus der regnerischen Pfalz
Harry
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01.10.2003, 16:49
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#9
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Auf Samtpfoten
Registriert seit: 14.07.2002
Ort: Lehrte
Fahrzeug: 2021 Tesla M3 LR, 2003 Porsche 986 S
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Hi Harry,
prima Thread
Ich hab in meinem 5er auch ein Lederproblem:
Die hinteren Sitze sind noch fast neu, während die vorderen doch sehr abgewetzt wirken.
Was kann man dagegen machen?
Hier ist ein Photo:
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01.10.2003, 16:50
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#10
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Erfahrenes Mitglied
Registriert seit: 19.08.2003
Ort:
Fahrzeug: E32 750i
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Zitat:
Original geschrieben von DVD-Rookie
Hallo René,
welche Pflege hast Du denn verwendet? Und welche Art von Ergebnis möchtest Du sehen, soll das Leder lieber matt oder lieber glänzend aussehen?
BTW: Habt ihr das auch schon mal gesehen, man setzt sich in ein lederbezogenes Auto und es quietscht außergewöhnlich stark? Nun das liegt meist an einem Pflegemittel, das Wachs oder zuviel Wachs enthält! Lösung: Reinigungsmittel (meist reicht eine spezielle Reinigungsmilch) und mit wachsfreiem Fett neu einpflegen und fertig. Allerdings knirscht ein Nappaleder durch die Deckschicht immer ein wenig.
Gruß
Harry
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Hallo Harry,
tnx für die schnelle Antwort!
Weiss nicht mehr, was genau das für Zeug war, aber nix hochwertiges, irgendso x-beliebiges Lederfett halt
Aussehen sollte das Leder nicht unbedingt speckig-glänzend (wie kurz nach der Behandlung mit Lederfett), aber auch nicht so matt, wie es jetzt ist. Irgendwas dazwischen. Vor allem möchte ich die eigentliche Farbe des Leders wieder zur Geltung bringen. Ich habe schwarzes Buffalo drin, und da sieht nicht mehr schwarz, sondern eher dunkelgrau aus. Aber vielleicht muss das ja so sein...
Gruss,
René
P.S.: Übrigens knarzt mein Leder auch bei jeder Fahrbahnunebenheit
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