Um nochmal zum Thema zurück zu kommen, möchte ich noch einen Erlärungsansatz versuchen, durch den ich mir selbst den Unterschied zwischen Leistung und Drehmoment am besten vorstellen konnte. Allerdings ist diese Erklärung wenig wissenschaftlich, sondern etwas "bäuerlich", was aber für verständliche Erklärungen oft von Vorteil sein kann gegenüber einer hochwissenschaftlichen, die einen nur noch mehr verwirrt.
Da man sich das ganze mit Drehmoment, Drehzahl und Motor am Auto nicht so gut im Kopf vorstellen kann, habe ich mir gedacht, dass man das ganze am besten mal auf ein Konstrukt überträgt, bei dem man als Mensch selbst den Motor darstellt und dann für sich selbst die passende Übersetzung sucht -> Fahrrad.
Beispiel: Ein Opa (75) möchte mit seinem Enkel (9) eine Radtour machen. Dabei haben die beiden unterschiedliche "stärken". Der Opa kann durch die strammen Waden zwar fest in die Pedale treten, er kann aber nicht besonders schnell treten durch seine Knie- und Hüftprobleme (ohne Widerstand max. 0,5 Umdrehungen pro sek. mit den Pedalen) und der Enkel hat keine Mukkies in den Beinen, schafft aber ohne Widerstand relativ viele Umdrehungen pro Sekunde (2 Umdrehungen pro sek.)
Dabei stellt der Opa den Dieselmotor dar, der zwar ein hohes Drehmoment hat aber nicht besonders hoch drehen kann und der Enkel ist der Benziner, der zwar wenig Drehmoment hat, aber schneller drehen kann als der Diesel.
Wir nehmen mal an, dass die beiden das gleiche Fahrrad fahren, welches 5 Gänge besitzt. Nun muss man überlegen, welche individuelle Übersetzung (Gänge) die beiden auf der Radtour benötigen, um etwa dieselbe Geschwindigkeit zu fahren. Da der Opa nicht so schnell in die Pedale treten kann, braucht er eine lange Übersetzung (hohe Gänge, 4. und 5. Gang), durch die er mit seiner Power in den Beinen auch gut voran kommt. Der Enkel hat wenig Kraft, kann also nur die niedrigen Gänge (kurze Übersetzung) benutzen, um gut voran zu kommen, aber er erreicht ja im 2. und 3. Gang mit wenig Widerstand eine hohe Drehzahl und kann dadurch mit dem Opa mithalten. Letztendlich fahren beide mit ihrer individuellen Übersetzung ca. 15 km/h, sie bringen also die selbe Leistung (Drehmoment x Drehzahl).
Das Beispiel übertragen auf´s Auto, hat ein 3 Liter Benziner nur ca. 300 NM, kann aber bis 7000 U/min drehen (vgl. Enkel) und der 3 Liter Diesel ca. 550 NM, kann aber nur bis 4800 U/min drehen, aber letztendlich bringen beide die selbe Maximalleistung, ca. 250 PS und sind dadurch bei Vollgas etwa gleich schnell. Das hohe Drehmoment wird wie beim Opa und Diesel durch die lange Übersetzung "zerstört", die der er benötigt, da er nicht so hoch drehen kann. Der Benziner kann dank seines hohen Drehvermögens eine kürzere Gesamtübersetzung nutzen, durch die er auch mit seinem relativ geringen Drehmoment mithalten kann.
Noch ein schönes Beispiel ist ein Formel 1 Auto, dessen Motor hat nämlich nur ca. 300-350 NM, aber er kann bis 18.000 U/min drehen. Das wäre übertragen auf´s Fahrrad, als könntet ihr im 1. Gang so schnell treten (drehen), dass ihr damit 50 km/h erreicht. Dafür braucht ihr auch nicht viel Drehmoment ("Kraft in den Beinen"), aber seeehr flotte Beine (viele Umdrehungen).
Ist diese, zugegebenermaßen unwissenschaftliche Erklärung, so verständlich?