Kategorie: Motorrad Klassik Werk 16.06.2009
40 Jahre BMW Motorradfertigung in Berlin Spandau.
Das BMW Werk Berlin als Produktionsstandort für BMW Motorräder blickt auf eine
nun 40 jährige Tradition zurück, in der bis heute mehr als 1.882.400 BMW
Motorräder von den Bändern liefen.
Doch was 1969 mit 400 Mitarbeitern und täglich 30 produzierten Maschinen der
neuen BMW Modellreihe /5 begann, trug bereits in den drei Jahrzehnten zuvor als
Produktionsstandort zum Erfolg der BMW Group bei.
Die Vorgeschichte – von Flugmotoren zu Motorrädern.
Bereits 1939 wurde Berlin Spandau zu einem Standort der BMW AG. Zuvor war das
Areal im Besitz der Firma Siemens & Halske, die 1928 auf dem heutigen BMW
Gelände ihr neues Flugmotorenwerk errichtete und so berühmte Motoren wie etwa
den Sternmotor Sh-14a für den berühmten deutschen Kunstflug-Doppeldecker Bücker
133c „Jungmeister“ fertigte. 1936 wurde aus dem Siemens-Flugmotorenwerk die
selbständige Firma „Brandenburgische Motoren Werke GmbH“, die unter der
Bezeichnung „Bramo“ ebenfalls Flugmotoren herstellte. Im Jahr 1939 ging dieses
Unternehmen in den Besitz der BMW AG über und diente bis Kriegsende als
Produktionsstätte für BMW Flugmotoren, unter anderem auch die
Neun-Zylinder-Sternmotoren für die legendäre Junkers JU 52.
Nach Kriegsende wird das Werk in Berlin Spandau – wie andere Fabriken auch – von
den Alliierten demontiert. Doch bereits im Mai 1945 produzieren etwa 100
Mitarbeiter Gebrauchsgüter für den täglichen Bedarf. Nach dem Start der
Währungsreform stellten die Berliner Werkzeuge für die BMW AG in München her.
Im Jahre 1949 lief die Fertigung von Motorradteilen für das Münchener Stammhaus
an – ein erster Schritt zur allmählichen Verlagerung der Motorradproduktion von
der Isar an die Spree. Ab 1958 wurden in zunehmendem Maße auch BMW Autoteile in
Berlin Spandau gefertigt.
Verlagerung der Motorradproduktion - von München geht es nach Berlin.
Als in München Mitte der sechziger Jahre auf Grund der stark steigenden
Automobilproduktion über die Verlagerung der Motorradproduktion nachgedacht
wurde, war Berlin mit seiner gut ausgebildeten Belegschaft erste Wahl. 1969
wurde dort die Produktion der komplett neu entwickelten BMW /5 Baureihe
aufgenommen. Vom Fahrwerk bis hin zum Boxermotor handelte es sich dabei um eine
grundlegende Neukonstruktion nach dem Baukastenprinzip. BMW Motorrad platzierte
sich zunächst mit drei neuen Modellen am Markt: der 32 PS starken R 50/5, die
insbesondere als Behördenmaschine gedacht war, der R 60/5, die sich mit ihren 42
PS insbesondere unter den Tourenfahrern viele Sympathien schuf, sowie letztlich
der R 75/5, deren 50 PS starker Boxer für sportliche Fahrdynamik, 175 km/h
Höchstgeschwindigkeit und international große Verkaufserfolge sorgte.
Produktionsjubiläum 10.000. Motorrad
(/5-Baureihe) aus dem BMW Werk Berlin 1970
Als das Motorrad – noch in den 60er Jahren vom Automobil an den Rand der
Bedeutungslosigkeit verdrängt - zu Beginn der 70er Jahre wieder in Mode kam,
kletterten die Produktionszahlen im BMW Werk Berlin rasant. 1970 verließen
bereits 12.287 Fahrzeuge die Werkshallen, und schon im Juli 1973 hatten bei
Einstellung der /5 Baureihe exakt 68.956 Motorräder das Berliner Werk verlassen
und man durfte auf eine Verfünffachung der Produktion binnen nur drei Jahren
zurückblicken. Zudem feierte man bereits das 500.000. BMW Motorrad der
Firmengeschichte.
Zum 50 jährigen Jubiläum von BMW Motorrad wurde im Herbst 1973 die neue, in
zahlreichen Punkten weiter entwickelte /6 Baureihe und mit ihr die legendäre BMW
R 90 S präsentiert. Aus 898 cm3 Hubraum schöpfte der Boxermotor der bis dahin
mit Abstand stärksten BMW 67 PS und sorgte neben einer Höchstgeschwindigkeit von
200 km/h für eine sehr sportliche Fahrdynamik, ohne jedoch die BMW typischen
Allround- und Tourenqualitäten außer Acht zu lassen.
Rasante Entwicklung - von null auf 100.000 in sechs Jahren.
Bereits im Januar 1975 läuft in Berlin-Spandau die 100.000. dort gefertigte BMW
vom Band, und im Jahr darauf erreichen die BMW Boxer Modelle mit der Einführung
der /7 Baureihe einen neuen Entwicklungsstand. Neben der R 60/7 und R 75/7 trägt
BMW Motorrad mit der Einführung der R 100/7 dem allgemeinen Trend zum vollen
Liter Hubraum Rechnung. Mit der R 100 RS präsentiert BMW zudem das erste voll
verkleidete Serienmotorrad der Welt, das mit 70 PS 200 km/h
Höchstgeschwindigkeit erreicht und einen bis dahin beispiellosen Wind- und
Wetterschutz bietet.
BMW Werk Berlin Endmontage
Auch diese neue Baureihe feiert große Verkaufserfolge und macht eine Erweiterung
des Werks in Berlin-Spandau unumgänglich. Die Fertigungsanlagen werden durch den
Bau einer neuen Montagehalle erweitert. Symbolisch werden vom damaligen
Bundespräsidenten Walter Scheel die Bauarbeiten gestartet. Ziel der 200
Millionen D-Mark teuren Investition ist es, zukünftig bis zu 60.000 BMW
Motorräder jährlich in Berlin-Spandau zu fertigen und damit auch neue
Arbeitsplätze zu schaffen.
1978 erweitert BMW Motorrad seine Modellpalette um die R 100 RT, ein voll
verkleidetes Motorrad mit starken Verwandtschaftsgraden zur R 100 RS, jedoch
ganz auf die Belange der Tourenfahrer ausgerichteter Aerodynamik, Ergonomie und
Komfort. Gleichzeitig feiert die so genannte „kleine Boxer Baureihe“ mit den
Modellen R 45 und R 65 Premiere, was zu weiteren Steigerungen der Produktions-
und Verkaufszahlen sorgt.
Doch das BMW Motorradwerk in Berlin-Spandau trägt auch dazu bei, Synergien
innerhalb des BMW Konzerns zu nutzen, so übernimmt das Motorradwerk 1979 die
Serienfertigung der Bremsscheiben für BMW Automobile.
BMW Motorräder aus Berlin-Spandau – technische Innovation und Qualität.
Im Jahr 1980 läuft bereits das 250.000. in Berlin gefertigte BMW Motorrad vom
Band. Bei diesem Motorrad handelt es sich um eine Sonderanfertigung für die
Palast-Eskorte des jordanischen Königs Hussein. Im selben Jahr gewinnt Rolf
Witthöft mit einer 800er BMW die Gelände-Europameisterschaft, und kurz darauf
debütiert die R 80 G/S mit heute vergleichsweise bescheidenen 50 PS. Mit ihrer
innovativen Fahrwerkstechnik und ihrem geringen Gewicht von nur 186 Kilogramm
glänzt sie nicht nur im Gelände, sondern bewährt sich auch im Alltag und auf
Reisen als idealer Partner. Eine Aufsehen erregende Neuerung ist die
Einarmschwinge, BMW Monolever genannt, als Hinterradführung. Das zu dieser Zeit
hubraumstärkste Enduro-Motorrad wird zur Basis für ein gänzlich neues
Marktsegment, das der großvolumigen Reiseenduros.
BMW Werk Berlin Endmontage
Einen weiteren Meilenstein in der Geschichte des BMW Werks Berlin-Spandau stellt
die Einführung der neuen BMW K-Baureihe mit längs liegend eingebautem,
wassergekühlten Vierzylinder Reihenmotor mit Kraftstoffeinspritzung dar. Mit ihr
werden die neue Montage und mechanische Fertigung eingeweiht, deren 500
Millionen D-Mark teure Investition auch die Integration moderner industrieller
Fertigungsanlagen in die denkmalgeschützten Gebäude vorsieht.
Das Streben nach technischer Innovation bringt 1988 schließlich die BMW K1
hervor, die eine Vielzahl technischer Highlights in sich vereint. Erstmals
verfügt mit ihr ein BMW Serienmotorrad über einen Motor mit vier Ventilen pro
Zylinder. Mit 100 PS Leistung und einer ausgeklügelten Aerodynamik werden zudem
240 km/h Höchstgeschwindigkeit realisiert. Das Bedeutendste aber ist das
Antiblockiersystem ABS, das weltweit erstmals überhaupt an einem Motorrad zum
Einsatz kommt und bis heute die Vorreiterrolle von BMW Motorrad im Bereich der
Fahrsicherheit begründet.
Mehr und mehr haben sich BMW Motorräder aber weltweit nicht nur einen
exzellenten Ruf hinsichtlich Qualität, Fahrdynamik und Komfort erarbeitet,
sondern tragen auch wesentlich zur Imagebildung der Marke BMW bei. Auch viele
Prominente genießen die „Freude am Fahren“ auf einer BMW, und so lässt es sich
der amerikanische Schauspielers Peter Fonda, den Motorradfahrern spätestens seit
„Easy Rider“ bestens bekannt, nicht nehmen, am 23. Februar 1990 anlässlich
seines 50. Geburtstags das BMW Werk in Berlin zu besuchen.
Siebenstelliger Geburtstag 1991 - die 1.000.000. BMW läuft vom Band.
Ein Jahr später läuft in Berlin-Spandau das 1.000.000. BMW Motorrad vom Band und
seit Aufnahme der Produktion in Berlin vor 22 Jahren wurden dort mehr als
500.000 BMW-Motorräder gefertigt.
BMW Werk Berlin Rollenprüfstand
Zum 70. Geburtstag des BMW Boxermotors steht 1993 die Einführung einer radikalen
Neukonstruktion mit dem BMW typischen Bauprinzip an. Die 90 PS starke R 1100 RS
debütiert mit 215 km/h Höchstgeschwindigkeit sowie Vollverkleidung. Der
Boxermotor wartet nun mit halbhoch angeordneten, kettengetriebenen Nockenwellen,
vier Ventilen pro Zylinder sowie Kraftstoffeinspritzung auf. Noch heute bildet
diese Motorenkonstruktion die Basis für sämtliche aktuellen BMW Boxer Modelle.
Auch fahrwerkstechnisch zeigt sich die R 1100 RS höchst innovativ und verfügt
als erstes Serienmotorrad der Welt über den so genannten Telelever, eine
Kugelgelenk-Längslenker-Gabel, welche die Aufgaben von Federung/ Dämpfung
einerseits sowie Radführung andererseits im Gegensatz zu konventionellen
Teleskopgabeln trennt und damit nicht nur für eine neue Dimension im Hinblick
auf Ansprechverhalten und Transparenz, sondern auch für ein besonders
ausgewogenes Bremsverhalten durch automatischen Bremsnickausgleich sorgt.
Auch die neue Boxer Baureihe feiert große Erfolge, und erstmals in der
Geschichte von BMW Motorrad werden 1995 mehr als 50.000 Motorräder produziert
und verkauft. Ein großer Anteil davon entfällt auf die BMW GS Modelle, die sich
seit ihrer Einführung im Jahre 1980 nicht nur technisch stetig weiter entwickelt
haben, sondern weltweit als die Reiseenduros schlechthin gelten.
1996 läuft mit der R 80 GS Basic das letzte BMW Modell mit dem alten Boxermotor
vom Band und schließt nach 27 Fertigungsjahren das erfolgreiche Kapitel der
Zweiventil-Boxer
Immer einen Schritt voraus – auch bei Arbeitsqualität und Umweltschutz.
BMW Werk Berlin Schweißerei Aluprofilrahmen
Doch die Innovationskraft und Zukunftsorientierung von BMW Motorrad erstreckt
sich nicht nur auf die hauseigenen Produkte mit zwei Rädern. Auch
Arbeitsqualität und Umweltschutz sind unverzichtbare Bestandteile des
Unternehmensleitbilds. So wird das BMW Werk Berlin 1997 als erstes Motorradwerk
der Welt nach den internationalen Normen für Arbeits- und Umweltschutzmanagement
überprüft und anerkannt. Bereits ein Jahr zuvor erfolgte die Umstellung der
werkseigenen Energiezentrale von Öl auf Gas.
1999 wird mit der F 650 GS neben Boxer und K Baureihe die dritte Modellbaureihe
eingeführt. Insgesamt investiert BMW Motorrad 4,5 Millionen D-Mark für den
Ausbau des neuen Montagebandes für dieses und die in Zukunft noch folgenden
Einzylindermodelle in Berlin-Spandau.
Fahrfreude, Qualität und Image der BMW Motorräder ziehen auch weiterhin immer
wieder Prominenz an, und so besucht der deutsche Schauspieler Götz George – bis
heute leidenschaftlicher BMW Motorradfahrer – Ende der 90er-Jahre das BMW
Motorradwerk in seiner Geburtsstadt Berlin.
Zukunftsorientierter Standort - Innovationen und Investitionen.
Die Erfolgsstory von BMW Motorrad und des BMW Werks Berlin setzt sich weiter
fort. So erfolgt im Mai 2001 die Grundsteinlegung für eine neue
Produktionshalle, das Gebäude 7, welches bereits zwei Jahre später seiner
Bestimmung übergeben wird. Insgesamt investiert BMW von 1999 bis 2003 280
Millionen Euro für eine neue Montagehalle, eine automatisierte Lackieranlage und
neue Anlagen in der mechanischen Fertigung und liefert damit ein eindeutiges
Bekenntnis zu seinem Motorrad Produktionsstandort Berlin-Spandau. Noch im selben
Jahr läuft mit einer R 1100 RT für das Rote Kreuz die 500.000. BMW mit ABS vom
Band.
v.l.n.r.: K. Wowereit, regierender Bürgermeister
Berlin; H. Bohrer, Leiter Werk Berlin; H. von Kuenheim Leiter BMW Motorrad
Auch in den Folgejahren bestimmen nicht nur Motorräder, sondern auch die damit
verknüpften Produktionsbedingungen das Geschehen im Werk Berlin. So wird 2004
eine neue, umweltfreundliche Lackiererei eröffnet, im Jahr darauf erfolgt die
Einführung umweltfreundlicher Motorrad Einweg- und Mehrwegverpackung.
2006 rollt mit der F 800 S die erste Verteterin der neuen, vierten Baureihe von
BMW Motorrad vom Band. Sie verfügt über einen wassergekühlten Zweizylinder
Reihenmotor (Paralleltwin) und bildet die Ausgangsbasis für zukünftige Modelle
mit diesem Antriebskonzept.
2006 überspringt das BMW Werk Berlin erstmals die Zahl von 100.000 gebauten BMW
Motorrädern innerhalb eines Kalenderjahres. Mit dem Einsatz von Hydroklarlacken
auf Wasserbasis trägt das BMW Motorrad Werk seit 2008 weiter verstärkt dem
Umweltschutz Rechnung.
Mit einer BMW R 1200 GS läuft am 12. Mai 2009 die 500.000. BMW mit der
Modellbezeichnung „GS“ in Berlin vom Band, und in diesem Jahr begann die
Produktion der neuen BMW S 1000 RR – dem ersten Supersportler von BMW Motorrad.
Quelle: BMW Pressemitteilung vom 16.06.2009
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