Hallo Kollegas,
also Imanuels Bericht als Grundlage habe ich jetzt zu diesem wirklich eklatanten Thema auch ein Paar
fundierte Ergebnisse beizutragen. Nach eingehender lektüre des Forums habe ich versucht analytisch vorzugehen und als Konsequenz muss ich sagen, dass Imanuels Hinweise wirklich exzellent sind.

Aber der Reihe nach:
Mein E38 3,0D aus 01/2001 hat mittlerweile 185.000 km auf der Uhr. Dann waren die vorderen Bremsen und Beläge fällig. Eigentlich alles ja kein Problem. Also aus (!!) Faulheit (!!) bei E-Bay für sagenhafte 99 € Scheiben und Beläge erstanden, lt. Text in Erstausrüsterqualität. Nach Zusendeung alles auch in ordentlichem Augenschein. Aber es war eine Pleite. Auch wenn ich jetzt das Ergebnis vorwegnehme: erste Ursache waren die Scheiben, die eine kaum festzustelledne Unwucht bekommen haben.
Ich habe am Anfang versucht, analytisch vorzugehen:
Ich bin zu nem DEKRA-Laden gefahren, der wirklich sehr hilfsbereit gewesen ist. Ohne was zu verlangen (hab dennoch nen Zehner in die Kaffekasse gemünzt), haben die die den Vorderwagen aufgebockt. Dabei war dann tatsächlich festzustellen, dass eine der 16''-Alus einen "Schlag" am äußeren Felgenhorn hat. Zu Orientierung: nimmt man den äußeren Rand der Felge als perfekten Kreis an, so war eine "Delle", eine "Quetschung" des Kreises nach innen um an der schlimmsten Stelle von ca. 3,5-4,5 mm festzustellen. Ich dachte mir, das sei gravierend und habe dem Forum folgend also zunächst mal die (betreffende) Felge von vorne nach hinten getauscht (Hinweis: es ist übrigens für den Test vollkommen unerheblich, ob man Laufrichtungsunabhängige Reifen drauf hat, oder nicht - danach natürlich wieder auf die Laufrichtung achten !). Zwischenfazit: solche Schäden sind durch Auswuchtgewichte vollkommen problemlos auszugleichen, der Wagen schüttelte sich mit der gleichen Intensität wie vorher!
Danach bin ich also die Bremsscheiben angegangen, die ich übrigens im April erstand, und bis zum Auftreten des Schadens ca. 2-4000 km im normalen Verkerstbetrieb gefahren hatte. Die DEKRA-Jumgs hatten die Idee, mittels "Schraubenziehertests" die Laufgenauigkeit der Scheiben zu testen. Dabei hat einer der Mechaniker das Rad von Hand gedreht und der Meister hat den Schraubenzieher bei gleichzeitiger Fixierung der Schraubenziehergriffs am Stoßdämpfer (die hatten wir natürlich vorher auch geprüft - alles ok - der Wagen ist im Oktober 2006 ja auch anstandslos über den TÜV gegangen) ganz leicht an der Bremsscheibe schleifen lassen. Das Hörgeräusch war aber UND DAS IST GANZ INTERESSANT (!!!) geleichmäßig! Nochmal zu Verdeutlichung bzw. technischen Erläuterung dieses Tests: stellt euch vor Ihr habt ein Fahrrad, das auf einem Rad nen "Achter" also ne Unwucht hat. Jetzt zieht Ihr ganz zart die Bremse. Aufrund der Unwucht habt ihr dann an bestimmten Stellen der Felge Reibkontakt des Bremsbelages und an manchen nicht. Ich hoffe, ich konnte das halbwegs verständlich erklären?
Nochmals Testfahrt: große Frustration

!
Also dann endlich zum wirklich exzellenten "Freundlichen", der leider von mir ca. 35 km weg war: Und siehe da: alle "sichtbaren" und typisch verdächtigen Fahrwerksteile, die Ihr mehrfach zitiert wurden geprüft: Radlager, Dämpfer, Pendelstangen, Lenkgelenkköpfe, Lengetriebe, Lenkung selbst..... alles im "unverdächtigen" Bereich.
Also haben wir gemeinsam überlegt, welche Aspekte
zusammen kommen müssen, damit der Effekt auftritt. UND GENAU DAS WARS: Wir haben nach Abbau der Platikrahmenverkelidungen der chassisseitigen Befestigungen der Druckstreben (Eine Augenwscheinnahme ist erst möglich, wenn die Abdeckungen abgebaut sind) festgestellt, dass da Gummireste des Lagers rausbröseln. Tatsächlich waren leichte "Risse" im Lager zu sehen, die mehr als "normal" sind. Warum aber reisst es da aber sogar Gummiteilchen raus? Die Antwort kann ich euch HEUTE geben.... (kommt gleich).
Wir also die Druckstreben rausgebaut und die Gummilager getauscht (das ging auch nach fast 190.000 km noch sehr gut, ohne Presse - nur mit dem Schraubstock). Die Dinger wieder rein - Testfahrt und siehe da. DEUTLICHE Besserung !
erneutes Zwischenfazit: schaut Euch nochmal Imanuels Analyse an: es ist NICHT EIN EINZELNES Teil, sondern das Zusammenwirken verschiedenster Komponenten, die die Vorderachsstabilität so massiv negativ beeinflusst. Genau wie bei der Kette, bei der unter Last das schwächste Glied zuerst reißt.
Aber das Schütteln war noch da: nächster Schritt dann endlich die Bremsscheiben. Nach Ausbau haben wir festgestellt, dass sie sogar eine leichte blaue Färbung hat. Trotz zunächst NICHT feststellbarer Unwucht (DEKRA) war das Schütteln -das wirklich massiv war (bei der ersten Demofahrt beim "Freundlichen" hat der geradezu das Lenkrad erschrocken festgehalten, als es bei Bremsung aus ca. Tempo 100 km/h anfing) endlich verschwunden. Komme gerade aus dem Skiurlaub (ca. 1500 km seit Reparatur), alles ok.
und jetzt das ENDFAZIT: diese bei manueller Drehung des Rades NICHT feststellbare Unwucht der Bremsscheibe(n) war die Ursache allen Übels. Die bei Tempo 100 natürlich wesentlich höhere Umdrehungszahl des Rades zusammen mit der Auswirkung der Unwucht auf den Vorderbau (der Schraubenziher wiegt vielleicht 50 Gramm, auf der Vorderachse kommt eine Masse von ca. 1,4 Tonnen durch diesen kleinen Unwuchtsimpuls in Schwingung, die sich dann dermaßen hochschaukelt) führten zur massiven Schädigung der beiden Gummilager der Druckstreben, die die Schwingungslast dann fast ungedämpft an der Vorderwagen weitergeben. Die Auswirkungen kaskadieren also und schädigen letztlich auch ursprünglich nicht betroffene Fahrwerksteile, die aber allesamt in einer mechanischen "Harmonie" zueinander stehen.
NEBENBEI: meine neuen Bremsscheiben sind von BREMBO, die "billigen" Erfahrungen (obwohl es mir eigentlich vorrangig gar nicht um den Preis ging) waren letztlich "teuer" und aufwändig.
Ich hoffe jedoch, dass Ihr Euch diese Erfahrungen nun ersparen könnt !