Kategorie: Formel1 12.06.2007
Großer Preis der USA 2007 - Vorschau
München/Hinwil, 10. Juni 2007. Nach dem besten Einzelresultat in der
jungen Geschichte des BMW Sauber F1 Teams beim Großen Preis von Kanada, wo Nick
Heidfeld Zweiter wurde, steht bereits am kommenden Wochenende der Große Preis
der USA in Indianapolis auf dem Programm.
BITTE BEACHTEN: Die Aussagen in dieser Vorschau wurden vor dem Rennsonntag
in Montréal getroffen. Somit spielt der Unfall von Robert Kubica hier keine
Rolle. Erst am Donnerstag in Indianapolis kann eine Entscheidung fallen, ob der
Pole an der Seite von Heidfeld einsatzbereit sein wird.
Nick
Heidfeld: „Ich mag es, wenn Rennstrecken einen unverwechselbaren Charakter
haben. Das trifft auf Indianapolis sicher zu. Der Speedway ist eine Ikone des
amerikanischen Rennsports, und die Steilwand ist für die Formel 1 etwas
Besonderes, obwohl es fahrerisch nicht gerade anspruchsvoll ist, mit Vollgas
geradeaus zu fahren. Viel schwieriger ist es, das Auto optimal abzustimmen. Man
muss den richtigen Kompromiss finden, um auf den knapp zwei Kilometern
Vollgaspassage möglichst schnell zu sein, aber im kurvigen Infield trotzdem noch
genug Abtrieb für die vielen Kurven zu haben.
Ich
habe unterschiedliche Erinnerungen an Indy. 2001 bin ich dort mit Sauber noch
Sechster geworden, obwohl ich den ersten, den zweiten und vor allem den siebten
Gang verloren hatte. Das war eines meiner besten Rennen. Weniger gern erinnere
ich mich an den Unfall 2006. Wir waren im Qualifying gut gewesen, aber kurz nach
dem Start wurde ich in eine Kollision verwickelt und habe mich das erste und
hoffentlich auch letzte Mal in meiner Karriere überschlagen.“
Robert
Kubica: „Indy ist das zweite Rennen unseres Übersee-Trips. Ich verbinde
keine besonderen Gefühle mit dieser Rennstrecke. Es gibt die lange Gerade, dann
die hängende Kurve, die ins Infield führt, das eine sehr langsame Kurvenfolge
ist. Es ist ein Muss, den richtigen Abstimmungskompromiss zwischen der
Hochgeschwindigkeitspassage und den engen Kurven zu finden. Ich denke, die
Strecke wird unserem Auto liegen.“
Mario
Theissen, BMW Motorsport Direktor: "Indianapolis ist ein besonderer Auftritt
der Formel 1. Dieser Speedway ist in der ganzen Welt bekannt und steht für
amerikanischen Motorsport wie keine andere Rennstrecke.
Für die BMW Group ist der Große Preis der USA insofern von außerordentlicher
Bedeutung, als dass die Vereinigten Staaten unser größter Markt sind. Dort
verkaufen wir mehr Fahrzeuge als in Deutschland und haben auch die größten
Produktionsstätten außerhalb Deutschlands.
Ein anderer Superlativ in Indy ist die mechanische Motorenbelastung. Die
Fahrer geben 23 Sekunden lang Vollgas und davon die meiste Zeit im siebten Gang.
Das treibt die Triebwerke an die Grenze ihrer Belastbarkeit. In der
Vergangenheit hat BMW in Indianapolis viele Punkte durch Unfälle verloren. Von
daher wünsche ich mir vor allem ein kollisionsloses Wochenende."
Willy Rampf, Technischer Direktor: "Der Speedway in Indianapolis ist
eine grundlegend andere Strecke als der Kurs in Montréal, trotzdem fährt man auf
beiden mit einem mittleren Abtriebslevel. In Indy kommt das durch einen
schwierigen Kompromiss zustande. Im Oval-Abschnitt wird 1860 Meter Vollgas
gefahren. Das ist bislang die längste Vollgaspassage im gesamten F1-Kalender.
Für maximalen Topspeed würde man im Oval von Indy am liebsten mit ganz flachem
Flügel und minimalem Luftwiderstand fahren. Mit einem Low-Downforce-Paket, wie
man es in Monza verwendet, hätte man aber für die elf Kurven im Infield von
Indianapolis bei weitem nicht genug Abtrieb. Wenn einem in diesen Kurven
Bremsstabilität und Traktion fehlen, verliert man mehr Zeit, als man auf der
Geraden gewinnen kann. Im Infield, wo bis in den ersten Gang runtergeschaltet
wird, wünscht man sich maximalen Abtrieb, ähnlich wie in Monaco oder Budapest.
Diese extremen Unterschiede zwischen Oval und Innenraum machen die
Abstimmarbeit in Indy zum Spagat. Der war uns 2006 recht gut gelungen. Für das
Rennen ist noch interessant, dass es am Ende der Geraden Überholmöglichkeiten
gibt. Am Übergang zum Infield ist die Strecke so breit, dass sie mehrere Linien
zulässt."
Historie und Hintergrund:
Das BMW Sauber F1 Team verpackt noch am Sonntagabend in Montréal sein
gesamtes Equipment. Inklusive der Rennwagen, Ersatzteile, Boxenausstattung,
Werkzeug bis hin zum Küchenporzellan summiert es sich auf über 30 Tonnen.
Sonntagnacht setzen sich 60 Trucks mit dem gesamten Material der Formel 1 in
Bewegung, Montagabend erreichen sie das 1.400 Kilometer entfernte Indianapolis.
Dann ist die Mannschaft, die am Montag geschlossen mit einem Charterflug von
Kanada in die USA reist, bereits vor Ort und beginnt sofort mit dem Aufbau und
der Vorbereitung der Fahrzeuge.
Der
Indianapolis Motor Speedway wurde 1909 als 2,5-Meilen-Oval gebaut. Sein
damaliges Ziegelsteinpflaster erklärt den bis heute gebräuchlichen Spitznamen "Brickyard".
1911 wurde hier erstmals das berühmte 500-Meilen-Rennen ausgetragen.
Beim 500-Meilen-Rennen wird im Oval entgegen dem Uhrzeigersinn gefahren. Die
Formel 1 hingegen fährt im Uhrzeigersinn und nutzt nur einen Teil des Ovals.
Dieser Teilabschnitt bildet eine 1860 Meter lange Vollgaspassage. Einen Kontrast
dazu bildet der kurvenreiche Streckenabschnitt im Innenraum, der im Jahr 2000
eigens für den ersten Auftritt der Formel 1 gebaut wurde.
2007 startet die Formel 1 zum achten Mal in Folge zum Großen Preis der USA
in Indianapolis. Der erste Grand Prix der USA fand 1959 in Sebring statt und
wurde von Bruce McLaren auf Cooper Climax gewonnen. 1960 wechselte die Formel 1
nach Riverside, im Folgejahr dann nach Watkins Glen, wo bis 1980 insgesamt 20
WM-Läufe durchgeführt wurden. Von 1976 bis 1983 trat die F1 zusätzlich acht Mal
zum Grand Prix USA-West in Long Beach an. Die Achtziger sahen außerdem zwei
F1-Rennen in Las Vegas, eins in Dallas und sieben in Detroit. Von 1989 bis 1991
war Phoenix Austragungsort des GP der USA. Das Indianapolis-Rennen von 2005 ging
in die Geschichte ein, weil damals aufgrund von Reifenproblemen nur sechs
Fahrzeuge antraten.
Indianapolis, die Hauptstadt des US-Bundesstaates Indiana, zählt gut 860.000
Einwohner. Sie ist die zwölftgrößte Stadt der USA und wurde auf dem Reißbrett
geplant. Das Gründungsjahr ist 1821.
Quelle: BMW Presse-Miteilung 10.06.2007 (aktualisiert am 12.06.2007)
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